In Boyds Praxis erkennt man auch einen feministischen Ansatz; gerade beim Nachdenken über den Ort der Produktion landet man im Gespräch mit ihr schnell bei Künstlerinnen wie Moyra Davey, die meist zu Hause arbeitet. Die Arbeit in einem domestischen Umfeld ist eine spezifisch weiblich konnotierte. Denkt man weiter, führt das direkt zur Vereinbarkeit oder eben Unvereinbarkeit gewisser Praktiken mit einem neoliberal geprägten und auf Sichtbarkeit ausgelegten Kunstbetrieb.
In diesem Zusammenhang stellt sich mir auch die grundlegende Frage, inwiefern sich manche künstlerischen Positionen in bestehende Strukturen, z.B. Förderstrukturen, einbetten lassen. Das sind Dinge, die mich bzw. uns in unserer Arbeit am Kunstverein beschäftigen. Viele uns betreffende Fördertöpfe fokussieren sich häufig auf Positionen, die als „emergingartists“ gelten, was meistens per se mit Alter verknüpft ist. Das finde ich problematisch, weil es Künstler*innen ab 35 oder 40 oft als „förderungsunwürdig“ ausklammert und auch nur eine bestimmte, lineare Form der „Karriere“ zulässt bzw. anerkennt. In den letzten Jahren hat sich jedoch einmal mehr gezeigt, dass das veraltete Denk- und Rezeptionsmuster reproduziert und sich nicht mit der Realität deckt.