Auf jeden Fall. Das ist ein Anspruch, den wir uns auch in der Landesgalerie Niederösterreich, wo ich seit 2016 als Kurator tätig bin, auf die Fahnen geschrieben haben. „Niederschwellig“ heißt aber nicht, dass das Publikum von der Aufgabe befreit werden soll, sich über etwas Gedanken zu machen. Und es heißt nicht, dass dem kunstinteressierten Publikum die anspruchsvolle Diskussion verwehrt wird. Das Nachdenken kann in einem zweiten Schritt geschehen, wenn man für das Publikum Anreize geschaffen hat, sich etwas anzusehen. Es ist sehr einfach, in komplexen Schachtelsätzen über Kunst zu sprechen, aber um einiges schwieriger, Komplexes einfach verständlich zu formulieren. Wenn das Publikum positiv auf eine Schau oder unser Haus reagiert und sich etwas für die Zukunft mitnehmen kann bzw. wiederkehren möchte, dann ist das für meine Arbeit ebenso wichtig – wenn nicht wichtiger – wie eine Rezension von einem bekannten Kunstkritiker. In der Landesgalerie Niederösterreich ist es uns auch ein Anliegen, dass sich die Bevölkerung vor Ort mit der Institution und dem Programm identifizieren kann. Wir wollten uns nie als „Wichtigtuer“ hinstellen, die dem Publikum erklären wollen, was Kunst zu sein hat. Wir befinden uns mit dem Museum nicht in Berlin oder Wien, sondern in Krems und das ist wunderbar. Dieser Aspekt muss aber in die inhaltliche Konzeption des Hauses einfließen, etwa mit Ausstellungen, die den Ort, die Landschaft mitdenken und sich auch mit der Alltagsrealität der Menschen beschäftigen. Ich komme aus Südtirol und habe dort den Bau und auch die Diskussionen rund um das Museion mitverfolgt, das vor inzwischen zwölf Jahren eröffnet wurde. Seit 2016 arbeite ich an der Landesgalerie Krems mit, habe auch den Prozess bis zur Eröffnung im Mai 2019 mitgestaltet. In Krems standen wir damals vor einer ähnlichen Situation: ein Prestigeprojekt in zeitgenössischer Architektur, ein ähnliches Umfeld, eine ähnliche Dimension, ähnliche Kosten. Schon vor und während des Baus haben wir zahlreiche Veranstaltungen mit der Bevölkerung, Kunstprojekte und partizipative Programme initiiert, um die Menschen langsam auf das Kommende einzustimmen. Wir haben die Architektur zugänglich gemacht, Führungen angeboten, in denen das Publikum den Bauprozess miterleben konnte. Ich wollte eigentlich immer, dass die Bevölkerung stolz auf diese Institution ist, die ja auch mit ihrem Steuergeld ermöglicht wurde. Ich glaube, das ist uns gelungen.