ALLES ZU? Nicht ganz, digitale Kunstwerke sind in Ihrem Internetz 24/7 verfügbar. Während Künstler*innen längst Post-Internet-Art machen, will jetzt auch der Rest der Kunstszene mitspielen: Ausstellungen zeigen Künstler*innen (@Marius Sperlich), die hauptberuflich künstlerisch im Netz arbeiten, Symposien (@re:publica 19) sinnieren über zeitgenössische Wege der digitalen Vermittlung für Institutionen. Ganz nebenbei, darf man, kann man, soll man Netzkunst schon institutionalisieren? Und wie verändert sich digitale Kunst, wenn sie im analogen Ausstellungsraum gezeigt wird und damit raus aus dem Virtuellen drängt – gerade in dieser Zeit, in der der Ausstellungsraum reindrängt ins Virtuelle. Na, schon verwirrt?
Corona sei Dank! Wenn das Netz zum relevanten Arbeitsmedium wird, wollen alle viral gehen: Livestream, Videoschaltung, digitale Q&As sind der neue heiße Scheiß – und die virtuelle Führung ist das Balkonkonzert der Kunstszene.
Alle fragen sich: Wie bringt man die Kunst auf die Couch?
Aber kaum jemand entgegnet, sind digitale Maßnahmen ausnahmslos beklatschenswert? Weil, es klatschen ja alle. Sie klatschen, weil sie via Google an einer Vermeer-Ausstellung teilnehmen können, die so eigentlich nie realisierbar wäre. KOSTENLOS. Aber ist so ein Spaziergang per Mausklick noch Kunsterlebnis? Mit “Das Erlebnis vor dem Original ist nicht substituierbar. Wenn jetzt das Heil in einer virtuellen Ausstellungsbesichtigung gesehen wird, dann hätten wir uns Kosten, um endlich das Original zu sehen, ersparen können“, presst sich Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder in einem Interview mit dem Standard gegen das Selbst-Abschaffen. Kritischer ist da nur Jörg Heiser (@Deutschlandfunk). Das Digitale sei zwar sehr, sehr wichtig, meint Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes vor deutscher Presse. „Aber irgendwann will man dann auch mal vor der Mona Lisa stehen.“