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Die Gegenwart grüßt

Fragile
Zukunftsaussichten

Langsam, gemütlich färbt sich Pristina um. In schon bald genau einem Jahr, ab 22. Juli 2022 wird im Kosovo, einem der jüngsten Staaten Europas, die inzwischen doch schon traditionsreiche, europäische Wanderbiennale eröffnet. Und die manifesta 14 möchte nichts weniger als die Bürger*innen des Kosovo unterstützen, "den öffentlichen Raum zurückzugewinnen und die Zukunft ihrer Stadt als aufgeschlossene Metropole im Herzen des Balkans neu zu gestalten." Schaut man sich die ersten Farbkleckse der manifesta in Pristina an, besteht Hoffnung, dass die Wanderbiennale auch in der 145.000 Einwohner*innen-Stadt ihren kulturellen Spuren hinterlassen wird. Aktuell wird hier übrigens noch nach tatkräftiger Unterstützung gesucht. In unseren Breitengraden erinnert man sich gern an die manifesta 7 zurück, die 2008 in Südtirol und dem Trentino stattfand. Viele heute noch existente künstlerische Initiativen und Orte (etwa die Franzensfeste, über die wir bereits öfters berichtet haben) wurden im Rahmen der Wanderbiennale gegründet oder neu aktiviert. Wir werden Pristina also gut im Auge behalten!
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Verweilen wir noch für einen kurzen Moment in den Alpen, genauer in den Dolomiten, dort eröffnet – wenn ihr den Newsletter fleißig gleich nach Erhalt am Samstag öffnet – heute Abend nämlich die spektakuläre Landart-Biennale SMACH. Im Gadertal wird dafür zwei Monate lang spektakuläre Natur mit Gegenwartskunst bespielt. Die inzwischen fünfte Edition der Biennale stellt das Adjektiv "fragil" in den Mittelpunkt. Und meint damit die Fragilität der Institutionen und der Globalisierung in Zeiten der Pandemie, ebenso wie Fragilität als Empfindsamkeit, Feinheit und Zartheit. Auch für 2021 startete SMACH einen Aufruf nach künstlerischen Beiträgen, 1061 gingen ein, 10 wurden in der Landschaft verteilt (hier ein kleiner, bewegter Einblick). SMACH ist Trekking (in drei Tagen kann man alle Kunstwerke abwandern), die Kombi von Kunst und Natur und artpark in einem (bereits realisierte Projekte kann man auf 45 Minuten komprimiert durchlaufen). Die für heuer ausgewählten Projekte sind von kritisch-aufrüttelnd (unteres Bild links: Andrea Ventimiglia & Alessandro Zotta zählen die Sekunden bis 2035 herunter, bis zum ökologischen point of no return) bis auf den*r Betrachter*in bedacht (oberes Bild links: Xinge Zhang & Jiaqi Qui stellen die Fragilität der Emotion und des Körpers ins Zentrum). Einen ersten Überblick zu SMACH bekommt ihr hier. Und auch auf unserer Agenda steht demnächst ein Ausflug nach St. Martin in Thurn. Chill, da nehmen wir euch über Instagram natürlich mit!
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Pause Ende, jetzt weiterlesen:
So langsam nimmt die Diskussion um Rückgabe kolonialer Objekte Fahrt auf. Seit Monaten etwa verhandeln Deutschland und Nigeria um die berühmten Benin-Bronzen, die sich u.a. im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden. Aktueller Stand: Bis 2022 will man restituieren. Stiftungspräsident Hermann Parzinger aber sagt: Alles der Reihe nach! Heißt das, zur Eröffnung des prestigeträchtigen Humboldt-Forum ist also noch alles da? Wie lange die Gespräche um Restitution in Richtung ehemaliger Kolonialstaaten andauern, machte diese Publikation von Bénédicte Savoy auf 265 Seiten deutlich. Ihr Sachbuch "Afrikas Kampf um seine Kunst" (C.H.Beck) empfehlen wir an dieser Stelle einmal mehr. Noch zögerlicher als in Deutschland erscheint die Debatte um Rückgaben aus Österreich – denn auch das Weltmuseum Wien hat Benin-Bronzen in seiner Dauerausstellung. Wird der designierte Weltmuseumschef Jonathan Fine die Debatte voranbringen? Bleibt zu hoffen. In den riesigen Themenkomplex sind auch wir schon einmal eingetaucht, haben uns dafür u.a. die Expertenmeinung von Christian Kravagna, Professor für Postcolonial Studies an der Akademie der bildenden Künste in Wien geholt. Hier könnt ihr das Gespräch nachlesen. In diesem Beitrag stellen wir außerdem Yinka Shonibare CBE vor, der aktuell in Salzburg gezeigt wird. Aufgrund des Erfolgs übrigens noch länger als gedacht, gab das Museum der Moderne gestern bekannt. Bis 3. Oktober kann man auf den "postkonolialen Hybriden" Shonibare und seine (textile) Kunst noch treffen.
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WHAT'S NEXT?

What about Sommerlektüre? Zugegeben kein Schmökerstoff, aber richtig wichtige Gespräche zur Zukunft von Museen fanden wir bei András Szántó und seinem neuen Sachbuch "The Future of the Museum" (Hatje Cantz). Der Museumsberater hat im Coronajahr 2020 28 Gespräche geführt - mit Größen wie Cecilia Alemani, Daniel Birnbaum,, Anne Pasternak und Hans-Ulrich Obrist. Gefragt hat Szántó nicht nur nach den Funktionen des Museums, sondern auch nach Entwicklungsmöglichkeiten, um weiterhin relevant zu bleiben. Ein Must für Kunstinteressierte!

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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) c) BfG, Screenshot Instagram (2) c) Gustav Willeit, Arbeiten von 1 Xinge Zhang & Jiaqi Qui "Fragile as a rainbow", 2 Andrea Ventimiglia & Alessandro Zotta "2035" und 3 Jose Antonio Barrientos de Oria "Vial" (3) c) BFG, Ausstellungsansicht: Yinka Shonibare. End of Empire im Museum der Moderne, Salzburg (4) Cover von "The Future of the Museum", Andás Szántó, Hatje Cantz

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