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Im Sinne des
Hinschauens hinschauen

"Zeitzonen sind crazy". Ihr würdet sagen, dieser Satz hat nicht das Zeug zum Meme? Hat er doch. In unzähligen Tweets und Versionen heißt es dazu etwa weiter: "In Australia it's 9 am. In Rome it’s 1 am. And in America it’s 1942 where minorities and women are still controlled by old white men." So oder so ähnlich. Mit welchem Thema wir heute diesen Newsletter eröffnen wollen, dürfte jetzt allen klar sein. Ja, auch wir als Kulturakteurinnen sind geschockt über die neuesten Entscheidungen des Supreme Court in den USA – Stichwort: Abtreibungsverbot (siehe Roe v. Wade). Ebenso geschockt sind wir darüber, was in Oslo geschehen ist – Stichwort: Anschlag auf die queere Szene. Und zuletzt sind wir auch geschockt, was in der österreichischen Filmwelt gerade so auftaucht – Stichwort: #MeToo. Ja, Kultur und zeitgenössische Kunst lassen sich eben von der Gegenwart nicht einfach lösen. Und umso besser, wenn sie eine Stimme für die Entwicklungen in dieser Welt findet. In den USA hat das die große Barbara Kruger mit einer neuen Arbeit (siehe Bild) erledigt. Tausendfach wurde das bereits geteilt. Dass ihr Einfluss ungebrochen ist, zeigt sich aktuell auf der Biennale in Venedig, die Krugers Schaffen einen zentralen Ort widmet. In der Neuen Nationalgalerie in Berlin wird Kruger für ihre ikonischen Arbeiten derzeit ebenso gefeiert. Da ist natürlich auch Platz für Kritik, etwa hier. Krugers Input hat uns heute jedenfalls dazu veranlasst, den Fokus auf Künstlerinnen zu verschieben. Wir wollen ganz im Sinne des Hinschauens auch hinschauen. Und uns natürlich weiter empören. Los geht's.
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Geht man das Thema der Künstlerinnen in Österreich nicht von der direkten Gegenwart aus an, kommt man an der sogenannten Feministischen Avantgarde kaum vorbei. Die Ausstellungsreihe machte zuletzt im Lentos in Linz Halt. Eine ganz spezielle Einzelposition bleibt im deutschsprachigen Raum aber Maria Lassnig, die Teil und nicht Teil der Frauenbewegung war. Im Ferdinandeum in Innsbruck kann man Lassnig derzeit über ihre Zeichnungen noch einmal neu kennenlernen. Diese Ausstellung ist klug gemacht, denn gerade gegenüber den üppigen Malereien stinkt Lassnigs Zeichenkunst oft ab. Ungerechterweise! Denn der Künstlerin kommt man in ihren Zeichnungen wohl am nächsten. Man sieht, wie sie sich an Motive heranwagt, Formen studiert, Ideen verwirft. Wie in den Malereien ist die Künstlerin auch in den Zeichnungen oftmals auf sich selbst zurückgeworfen, auf den body, oder zumindest Teile davon. Richtig feministisch wird Lassnig dann in ihren Filmen, die sie seit ihrer Zeit in New York gefertigt hat. Einige (zu wenige!) sieht man auch in der aktuellen Schau in Innsbruck. Wer mehr über ihr filmisches Werk wissen will, muss sich durch diese recht neu veröffentlichte Zusammenstellung hier durchwühlen. Und wird dann mit einer ganz speziellen DVD beglückt.
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Von Künstlerinnen-Ikonen geht es jetzt aber doch in die unmittelbare Gegenwart. Wir bleiben bei Künstlerinnen und ihren innovativen Ideen: In Südtirol, hoch in den Bergen, haben die Künstlerinnen Ali Paloma (mit der wir hier schon einmal über Südtirol gesprochen haben) und Mirijam Heiler gemeinsam ein künstlerisches Projekt umgesetzt, das das Müllproblem auf den Wanderwegen der Plose lösen soll. Dort, wo es ob des schönen Panoramas keine Mülleimer geben soll, haben die beiden vier funktionale Skulpturen realisiert. Darf man sie Mülleimer nennen? Diese Funktion haben die Objekte jedenfalls. Längerfristig sollen sie aber auch ein Umdenken bei den Wanderer*innen in Gang setzen. Denn irgendwann dürfen die Objekte ihren Zweck verlieren. Und dann als Kunstwerke wieder vom Berg abziehen. Wie sich die Kunst hier vom Design unterscheidet, erklärt Ali Paloma übrigens hier. Nicht zu vergessen ist, dass das aktuelle Projekt nicht die erste Zusammenarbeit der Künstlerinnen ist. Zum Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen* haben Ali Paloma und Mirijam Heiler im öffentlichen Stadtraum in Brixen bereits ihren Woman's* Shelter umgesetzt. Hier erfahrt ihr noch mehr darüber. Wir wünschen den beiden jedenfalls noch viele weitere Zusammenarbeiten. Apropos Südtirol und apropos tolle Frauen: Das Museion in Bozen hat mit Leonie Radine gerade eine neue Kuratorin am Haus begrüßt. Radine hat heuer u. a. bei Maria Eichhorns Intervention im deutschen Pavillon der Biennale mitgewirkt. Was sie in Bozen so vorhat? Wir werden's beobachten.

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WHAT'S NEXT?

1 Künstlerin geht noch: Und zwar eine, die wir noch nicht kennen. Monika Sosnowska hat gerade ihre Ausstellung "Fatigue" im Kunstraum Dornbirn eröffnet. Was sich vorab schon sehen lässt? Massive Skulpturen, die im Raum aber ungemein leicht wirken. Das müssen wir uns in jedem Fall genauer ansehen beim nächsten Vorarlbergbesuch. Und natürlich nehmen wir euch mit!



Weitere Einblicke gibt es
wie immer auch auf Instagram.
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Bildcredits: (1) (c) BfG, Screenshot Instagram (2) 2x c) BfG, Ausstellungsansichten "Maria Lassnig. Die Zeichnung", Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (3) c) BfG Screenshot Instagram & Instagram (4) c) Günter Richard Wett/Kunstraum Dornbirn.

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