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We Really
Need To Talk

Wer den letzwöchigen Newsletter aufmerksam gelesen hat (was so viele von euch wöchentlich fleißig machen – vielen Dank dafür!) hat unsere Behauptung gesehen, dass ein Kunstsommer noch keinen Sommer macht. Da gehört noch mehr dazu. Vielleicht auch die ganz große Debatte. Natürlich kommen wir, die wir uns im Alpenraum gut verortet fühlen, aber nur allzu gern in die große, weite Kunstwelt blicken, nicht daran vorbei. Weitsicht ist in den engen Bergen eben besonders wichtig. Wir müssen also wohl oder übel nochmals über die documenta sprechen und schreiben – geht gar nicht anders. Ihr wisst davon, es gab schon vor der Eröffnung antisemitische Vorwürfe. Was viele Journalist*innen und auch Kunstschauer*innen in der Eröffnungswoche dazu veranlasst hat, genau hinzusehen. Schlussendlich wurden Motive gefunden, die unmissverständlich antisemitisch sind. Diese Installation des Kollektivs Taring Padi wurde auch schon wieder entfernt, hier gibt es noch mehr Infos dazu. Und hier inzwischen auch ein Statement der Kurator*innen von ruangrupa. Wir möchten jetzt jüdische Stimmen hören. Es ist es an der Zeit, gemeinsam zu sprechen – sagt auch unser Newslettermotto. Uns hat die Diskussion für den heutigen Newsletter aber auch dazu veranlasst, nachzuforschen, wie Museen gegen Antisemitismus vorgehen, einfach, indem sie Erinnerungskultur zeitgenössisch interpretieren – und eben konkret über jüdisches Leben sprechen. Wie passend, dass ganz in unserer Nähe, im Jüdischen Museum in Hohenems, seit Kurzem nach der Geschichte, Gegenwart und Zukunft jüdischer Museen gefragt wird. Morgen wird die neue Ausstellung mit dem nicht unprovokanten Titel "Ausgestopfte Juden?" in Hohenems eröffnet. Abseits vom Museum werden auch immer wieder Führungen durch das jüdische Viertel organisiert (siehe Bild). Ebenso neu ist auch die Ausstellung "Love Kosher", die vorgestern im Jüdischen Museum Wien eröffnet wurde. Ganz spannend: Hier wird Liebe und Sexualität im Judentum beleuchtet. Da darf Ruth Westheimer natürlich nicht fehlen – wer diesen Film über die berühmteste Sexualtherapeutin der USA noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt nachholen. Ein Besuch in der Ausstellung steht bei unserem nächsten Wienbesuch jedenfalls ganz oben auf der To-see-Liste. Sehen kann man dort auch Warhols Porträt von etwa Sigmund Freud. Der Überkünstler hat ja eine ganze Reihe von wichtigen jüdischen Persönlichkeiten porträtiert. Einige der Bilder sind derzeit übrigens auch in Tirol zu sehen. Sammler Rafael Jablonka stellt sie in einer Feuerwehrhalle in Seefeld aus. Ja, richtig gelesen! In einer Feuerwehrhalle. Hier erfahrt ihr mehr.
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Apropos zeitgenössisches Erinnern: Vorbildlich zeitgenössisch agiert das NS-Dokumentationszentrum in München. Wir erinnern uns noch gut an diese wichtige Ausstellung. Ebenso wichtig ist der Blick auf weitere marginalisierte Gruppen, die ab Oktober mit dieser Schau auf dem Ausstellungsplan stehen. Ein Besuch in München ist aber schon vorab lohnenswert, allein wegen Fujiko Nakaya im Haus der Kunst. Eine Personale, ja, die erste der japanischen Künstlerin in Europa, die uns zuletzt voll vereinnahmt hat. Auch weil die Schau das ganze Haus für sich vereinnahmt. Das Haus der Kunst zeigt zudem drei Positionen, die unmittelbar auf Fujiko Nakaya und ihre Nebelskulpturen sowie ihren Zugang zu Natur reagieren (seht ihr in den Bildern & mehr dazu im digitalen Guide). Besonders atmosphärisch ist Carsten Nicolais Klanginstallation. Umfassend ist aber auch die aktuelle Intervention von Tony Cokes, die im Haus der Kunst und im Kunstverein München zu sehen ist. Ebenso wie im öffentlichen Raum. Und die hat mit Nakaya gar nichts zu tun. Diese erste große Zusammenarbeit der beiden Institutionen hat sich jedenfalls gelohnt – auch für uns. Schließlich haben wir in den Textfragmenten des US-amerikanischen Künstlers die Alpen und damit uns wiedergefunden. Btw: Wer mehr über den Kunstverein München wissen möchte, kann immer noch hier unser Gespräch mit Kuratorin Gloria Hasnay lesen. Oder einfach selbst nach München reisen. Zahlt sich Ende Juli besonders aus, da veranstalten (yes, we love Kollabos!) Haus der Kunst, Lenbachhaus und Museum Brandhorst ein gemeinsames Symposium zum Thema "Technobodies", das den Fokus auf den Einfluss neuer Technologien auf die Kunst legt. Und dabei natürlich auch den Einfluss auf den Körper nicht vergisst. Einer, der sich im digitalen Raum ja quasi selbst abgeschafft hat. Das alles erinnert uns sehr an das Linzer Performancefestival "The fungible body?", das erst vergangenes, sonnig-heißes Wochenende im OK Linz über die Bühne ging, sehr spannend war – und jetzt Ausstellung wird.
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Nochmal zurück zu erfolgreichen Kollaborationen: Vor kurzem ist uns ein Folder des Gallery Guide Austria in die Hände gefallen – eine Initiative des Verbands österreichischer Galerien moderner Kunst. Hier kooperieren unterschiedlichste Institutionen. 1 Guide für aktuelles Programm von Galerien und Institutionen, die online auch nochmal in einer Landkarte zusammengefasst werden. Da schauen wir natürlich gern rein, weil auch wir für unseren Alpenraum längst ein ähnliches Tool lanciert haben. Im Gallery Guide ist der Tiroler/Vorarlberger Raum aber mager bestückt. Gerade mal zwei Galerien hat Tirol darin. Und Institutionen insgesamt nur ein paar mehr. Wer in dieses Verzeichnis darf, konnten wir nicht herausfinden. Dennoch gibt es ein gewaltiges Gefälle in Richtung der Hauptstadt. So eines gibt es ja auch in real. Aber trotzdem ist im ländlichen Raum einiges los. Und ganz richtig, auf Vollständigkeit verzichten auch wir. Dennoch sei an dieser Stelle noch einmal angemerkt: Unsere Map wächst ständig weiter. Ihr solltet also immer wieder mal reinschauen, was es so Neues gibt. Inzwischen finden sich rund 250 eingetragene Kunstorte. Reinschauen könnt ihr natürlich auch in den Gallery Guide – eben besonders, wenn ihr nach Wien reist.
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WHAT'S NEXT?

Die Beziehung von Körper und Technologie wurde im obrigen Letter ja bereits angesprochen. Thema ist diese Beziehung derzeit auch im Münchner Museum Brandhorst. In "Future Bodies" wird mit über 100 Werken und mehreren raumgreifenden Installationen von rund 60 Künstler*innen die Geschichte dieser Beziehung seit dem Zweiten Weltkrieg neu aufgerollt. Und keine Angst, wie the future aussieht, wird hier schon einmal vorgeführt.



Mehr davon gibt's wie immer
auch auf Instagram.
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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) (c) Diemar Walser/Jüdisches Museum Hohenems (2) 3x c) BfG, Ausstellungsansichten Fujiko Nakaya @ Haus der Kunst München (3) c) BfG Screenshot Gallery Guide, BfG (4) c) BfG, Ausstellungsansicht "Future Bodies", Museum Brandhorst, München.

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