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Die Gegenwart grüßt

Heiß, heißer,
Klassik

Kein Wunder, dass Uffizien-Direktor Eike Schmidt in Florenz bleiben und nicht nach Wien wechseln wollte. Da geht es heißer her: Mal fordert Schmidt medienwirksam eine Sandwich-Steuer. Oder sein Haus bläst zum Feldzug gegen Pornhub. Der größte Anbieter für Porno im Internet hat nämlich eine neue Kategorie eingeführt. Unter dem Stichwort "Classical Nudes" (keine Verlinkung, das müsst ihr schon selbst suchen) entdecken dort nämlich die Klassiker der Kunstgeschichte ihre fleischliche Lust. Ob Botticellis "Venus" oder Degas' "Männlicher Akt", dank einigermaßen den Figuren ähnlich sehenden Schauspieler*innen geht es da irgendwann ordentlich zur Sache. Der eigentliche Höhepunkt ist aber ein Audioguide, mit dessen Hilfe großen Museen wie das Prado, der Louvre oder die Uffizien ganz neu entdeckt werden sollen. Die große Cicciolina (do you remember?) bewirbt das Ganze – stilsicher als Botticellis Venus verkleidet, spricht sie die weisen Worte: "Porno wird zwar nicht als Kunst verstanden, doch so manche Kunst kann definitiv als Porno klassifiziert werden." Und jetzt zum eigentlichen Problem: Pornhub hat in der App zum Audioguide Bilder der Klassiker ohne Genehmigung verwendet. Den Uffizien geht es also nur um das Urheberrecht! Ein Schelm, der hier an Prüderie denkt. Was passiert, wenn die Gegenwart mit Klassikern wie Botticelli flirtet, erörtert zurzeit übrigens eine Ausstellung im MART in Rovereto. Herauskommt da beispielsweise die "Lumpenvenus" ("Venere degli stracci", 1967) von Michelangelo Pistoletto, bei der die erhabene Schöne auf lumpige Arte Povera downgegradet wird. Uffizien-Schmidt ist bei dieser Ausstellung übrigens als Ko-Kurator dabei.
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Was uns zum Thema Klassiker noch so eingefallen ist? Natürlich, es ist wieder Festspielzeit in und um Österreich! Nope, wir wollen jetzt nicht spontan ins Theaterfach wechseln, sondern mit euch natürlich lieber über tolle Gegenwartskunst reden, die man beim Besuch der Festspielstädte Salzburg oder Bregenz gerade so sehen kann. So manche Ausstellungen sind ja keinesfalls Rahmenprogramm, sondern Hauptattraktion. Am Salzburger Mönchsberg kann man jetzt neben dem immer noch laufenden Yinka Shonibare CBE (über den wir ja hier schon mal gesprochen haben) auch den musikalischen David Tudor sehen. Die Galerienbummler werden am nächsten Wochenende (27. bis 31. Juli) geballt bei einem extra anberaumten Gallery Weekend versorgt. Da locken natürlich auch die Klassiker: Mit Minimal-Star Donald Judd setzt Ropac auf eine sichere Bank. Leider erst ab Ende August zieht in die Villa Kast die schön mysteriöse Bunny Rogers ein. Ihre Ausstellung Anfang 2020 im Kunsthaus Bregenz hat uns nachhaltig beeindruckt. Darauf wie sich die aktuelle (Festspiel-)Schau von Starkünstler Anri Sala im KUB anfühlt, sind wir (noch) gespannt. Aber wer Anri Sala kennt, der weiß: Auch hier wird es natürlich musikalisch. Salas berühmte Arbeit "If And Only If" (2018) ist etwa zu sehen. Das Video folgt einer Weinbergschnecke auf einem Bratschenbogen zu Strawinskys "Èlegie für Viola solo" - was willst du mehr, oh Festspielseele?
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Pause Ende, jetzt weiterlesen:
Habt ihrs auch bemerkt? Schon seit der Pandemie greifen selbst Künstler*innen, die nicht primär im Virtuellen zuhause sind, vermehrt nach digitalen Ausdrucksformen für ihre Kunst. Die Flut an Online-Ausstellungen zu Lockdown-Zeiten hat wohl doch ihre Spuren hinterlassen. Und auch obwohl der Digi-Boom schon wieder etwas abgeklungen ist, wird an Techniken wie Augmented Reality (AR) zumindest künstlerisch noch intensiv geforscht. Wir sind gerade gespannt, was die Tiroler Künstlerin Eva Schlegel mit digitalen Skulpturen und Text in ihrem Studio vorhat. Auf Instagram hat sie bereits einige erste Einblicke veröffentlicht. Und auch der Wunderwuzzi Erwin Wurm hat jetzt an einem AR-Projekt der Stadt Dornbirn mitgearbeitet, das den öffentlichen Raum mit dem digitalen erweitert. Wer generell mehr über AR, VR + Kunst bzw. Digitale Kunst und Kunst & Social Media wissen möchte, kommt an der deutschen Kunstwissenschaftlerin Anika Meier kaum vorbei. Sie erklärt dem deutschsprachigen Kunstraum regelmäßig, was der letzte heiße Digital-Scheiß ist. Besonders empfehlenswert ist ihre Publikation zur Ausstellung "Link in Bio", die sie schon im Vorfeld der Pandemie im Museum der bildenden Künste in Leipzig realisiert hat. Damals unter Direktor Alfred Weidinger. Der ist inzwischen nach Oberösterreich gewechselt, wo er für das Francisco Carolinum (wie schon berichtet) aktuell die erste NFT-Ausstellung der Welt zeigt. Ebenso wie die erste (überraschende) Ausstellung von Parov Stelar. What? Ja, der Star-DJ macht auch "Kunst". Naja, da nehmen wir doch lieber einige seiner Tracks in unsere Playlist.
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WHAT'S NEXT?

Sorry, zwar "No event info" aber damit auch 1 nice Ausstellung gibt es derzeit in der Stadtgalerie Brixen zu sehen. Die wunderbare Elisa Barison zeigt dort nämlich aktuell Arbeiten von Alexander Wierer, der nicht nur ein Liebhaber der ganz alltäglichen Dinge (Laminatböden, Kinderwagen, Crocs) ist, sondern diese Passion auch prompt in den Ausstellungsraum übersetzt. Also 4 real! Mehr Info braucht's hier nicht, das muss man gesehen haben (bis 21. August).



(Weitere Sneak Peeks in die Brixner Ausstellung
gibt es wie immer drüben bei Instagram)


Bildende_Werkstatt_Juni21_(c)BfG

Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) c) BfG, Ausstellungsansicht von "Botticelli. Il suo tempo. E il nostro tempo" im MART Rovereto (2) 2x c) Anri Sala, Bildrecht Wien, 2021, Kunsthaus Bregenz,Courtesy of the artist, Galerie Chantal Crousel, Paris, und Marian Goodman Gallery, Foto: Markus Tretter (3) Screenshot Instagram & Instagram (4) c) BfG, Ausstellungsansicht "No event info", Stadtgalerie Brixen.

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