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Das Mehr
am Meer

Ciao aus Venedig! Wurdet auch ihr zuletzt mit Venedig-Eindrücken zugemüllt? Ja, die Biennale ist inzwischen eine Woche alt. Doch erst jetzt sind bekanntlich all jene abgezogen, die nicht nur für die Kunst kommen. Endlich Platz für alle! Auch deswegen erreicht euch unser Gruß aus dem Süden erst heute. Aus Gründen. Ob ihr die Biennale heuer überhaupt braucht? Vielleicht ist das Kunstfest heuer sogar wichtiger denn je. Um zu flüchten – und noch genauer hinzuschauen, was um uns herum so passiert. Aber Achtung! Es folgt hier kein wildes Aufzählen, keine abgerockte Tour zu den Highlights, keine Must-see-Listen. Da bleiben wir uns treu. Wir suchen nach neuen Einblicken, dem deep dive. Nach dem Mehr am Meer. Und es muss unsere Leser*innen in der D-A-CH-Region schon auch ganz direkt tangieren. Quasi familiär verpflichtet sind wir in den Giardini also mindestens 3 Pavillons. 3, die heuer – wie schön! – unterschiedlicher kaum sein könnten.

D: ass Maria Eichhorns deutscher Pavillon superkonzeptuell daherkommt, habt ihr bereits gehört. Und auch wir haben unseren Augen kaum getraut, mit archäologischer Präzision hat sich die deutsche Künstlerin in den Pavillon genagt – und sich in die Geschichte verbissen. Die Marmorfliesen sind aufgerissen. Darunter eine historische Stätte, das Fundament eines ganz anderen Pavillons. Ihr erinnert euch, Hans Haacke hat 1993 schon einmal den Boden aufgeschlagen. Im Zuge dessen wurde immer wieder über den endgültigen Abriss der Kunststätte mit seinem Nazi-Pomp nachgedacht. Und nach wie vor arbeiten sich Künstler*innen an der Architektur und ihrer Geschichte ab. Verständlich – und wichtig. Was bei der diesjährigen Intervention im Gespräch oft untergeht, ist das umfangreiche Begleitprogramm zu den venezianischen Orten des Widerstands. Für euren deep dive > Mehr zu sehen: hier. Mehr zu hören: hier. Mehr zu lesen: hier.

A: ber viel spielerischer – und vielleicht auch bewusst plakativ geht es heuer im Hoffmann-Pavillon von Österreich zu. Da haben Jakob Lena Knebl und Hans Ashley Scheirl Grenzen abgebaut. Jene zwischen Geschlechtern, Zeiten, Gattungen, Genres. Und alle anderen auch. Im 70er-Interieur lässt es sich schön kuscheln. Mit prallen Ärschen und einem goldenen Anus. Besonders erfreut haben wir uns am diesjährigen Hochglanzmagazin. Und wir freuen uns auf die Außenstelle Wien, die am 6. Mai ihre Pforten öffnet. Dort setzten Knebl/Scheirl übrigens auf die Unterstützung ihrer Studierenden. Für euren deep dive > Mehr zu sehen: hier. Mehr zu hören: hier. Mehr zu lesen: hier.

CH: amäleon spielt der Schweizer Pavillon; zur letzten Ausgabe ließ er die Puppen tanzen (mit Pauline Boudry/Renate Lorenz, die vor Kurzem im Kunstraum Innsbruck zu sehen waren), heuer folgt die große Inszenierung. Samt verbrannten Kulissen. Im Inneren dafür hat das Licht bzw. die Dunkelheit das Sagen. Organisiert hat "The Concert" die Künstlerin Latifa Echakhch n Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Perkussionisten Alexandre Babel sowie dem Kurator Francesco Stocchi. Für euren deep dive > Mehr zu sehen: hier. Mehr zu hören: hier. Mehr zu lesen: hier.

Soviel zum D-A-CH. Welchen Pavillon wir wirklich empfehlen? Den besten Überblick hat man, wenn man alle sieht. Aber erst, wenn man die Hauptschau durchhat. Einen kleinen Überblick bekommt ihr auf unseren Socials.
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Und sonst so? Kollateralfreuden für Kunstbegierige hält Venedig natürlich heuer auch bereit. Gefreut haben wir uns, dass Vorarlberg quasi auch einen kleinen Pavillon anlässlich der Biennale eröffnet hat. Das Kunsthaus Bregenz, das heuer 25 Jahre alt wird, ließ es sich nicht nehmen, das Jubiläum in Venedig zu feiern. Natürlich mit Kunst. Dafür werden die Jubeljahre 2021 und 2022 verbunden. In persona: Otobong Nkanga, deren Ausstellung erst vor Kurzem abgebaut wurde, und Anna Boghiguian, deren Ausstellung im Herbst in Bregenz eröffnet wird. Beide Künstlerinnen haben es sich in der Scuola di San Pasquale fein gemacht. Mit Sound, Stoff und Schach. Das muss man erlebt haben, hier eine kleine Einführung. Zur Einstimmung gab es am Eröffnungswochenende dann noch ein umfangreiches Talk-Programm, das man inzwischen auch online findet. Unser Highlight: Dieses Gespräch von Künstlerin Otobong Nkanga und Architekt Peter Zumthor.
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Ihr habt die Schnauze voll von Venedig? Dabei waren doch eh alle da. Die Biennale Gherdeina hat in der Serenissima (wie im MAXXI übrigens) ihr Programm vorgestellt. Und das Kunstmuseum Liechtenstein hat in Venedig geleakt, dass man im Herbst Candida Höfer mit der Sammlung plaudern lassen wird. Darauf sind wir gespannt. Aber jetzt genug von Venedig! Denn nach der Biennale ist heuer vor der documenta. Darauf sollten wir jetzt doch einstimmen. Am besten mit Hannes Eggers (der uns hier schon mal Rede und Antwort gestanden hat) und Thomas Sternas Projekt WIN WIN LOTTERY. Damit rufen sie aktuell Künstler*innen auf, sich für eine Ausstellung im Kulturbahnhof in Kassel zu bewerben. Dort haben die beiden Künstler während der documenta einen Projektraum angemietet. Wochenweise werden dort dann Gewinner*innen ausstellen. Kein*e Kurator*in entscheidet über die Auswahl, sondern Fortuna. Mehr Infos bekommt ihr übrigens hier. Ergänzt wird das Ausstellungs-Projekt übrigens durch ein Symposium, bei dem neue Möglichkeiten der Auswahl und des Zugangs zu öffentlichen und privaten Ausstellungsräumen erörtert werden. Das Arbeiten an Ausstellungspraktiken und das Einbeziehen des Publikums ist für Hannes Eggers Projekte typisch. Anlässlich der Biennale 2019 realisierte er mit Bivacco ein eigenes Projekt abseits der Großausstellung. Auf der Insel San Servolo eröffnete er in einem Biwak, das zuerst von den Alpen nach Venedig reiste, sieben Quadratmeter Raum für Kunst. Hier gibt's mehr dazu. Ausgestellt haben damals Jacopo Candotti, Nicolò Degiorgis, Hannes Egger selbst, Julia Frank, Leander Schönweger, Simon Perathoner und Maria Walcher. Die Künstler*innen haben die Biennale zu ihrer eigenen gemacht. Das haben wir heuer auch probiert. Jetzt seid ihr dran.
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WHAT'S NEXT?

Keine weiteren Tipps an dieser Stelle! Sondern wieder einmal ruhig lesen. Noch besser hören. Hört doch einfach mal in unseren neuen Beitrag rein. Für unsere diesjährige Raumfrage haben wir mit Alexandra Kontriner und Paul Thuile gesprochen. Und die beiden Künstler*innenperspektiven über Stadt und Land für euch zusammengetragen. Nur für euch.

Mehr davon findet ihr auch drüben auf Instagram.
Oder natürlich auf unserer Homepage.
Schîllkraut_2020_76x56cm, Aquarellfarbe auf Papier (aus der Serie Pioniere)_(c)Markus Gradwohl

Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) (c) BfG, Ansicht Österreichischer Pavillon, Venedig. (2) 2x c) BfG, Ausstellungsansicht KUB in Venice, (3) 2x Sreenshot Facebook (4) c) Alexandra Kontriner

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