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Die Gegenwart grüßt

Netze spannen,
Netzwerke knüpfen

Manchmal gilt es Netze zu spannen, um erst Netzwerke zu knüpfen. Habt ihr's auch schon bemerkt? Janet Echelmans Netze schweben gleich an mehreren Orten in unserer Nähe durch die Lüfte. Seit Kurzem auch über dem blauen Himmel im Wiener Museumsquartier. Das wird nämlich dieser Tage 20 Jahre alt und feiert nicht nur mit einer "Cake Art"-Skulptur (WTF?!), sondern bis 10. Oktober auch mit der federleichten Netzskulptur der Künstlerin Echelmann. Ihr Wiener Netz trägt übrigens den Namen "Earthtime 1.78" und referiert damit direkt auf den Tsunami 2011 in Japan, der mit seinen Wellenbewegungen die Erdrotation um 1,78 Mikrosekunden beschleunigte (!). Echelman geht es also auch um ein Bewusstsein der Verbundenheit mit unserem Planeten. Und nicht um die Verbundenheit der Menschen darauf. Dazu passt die aktuelle Ausstellung im frei.raum des Museumsquartier, in die wir vor Kurzem eingetaucht sind. Künstler Oliver Ressler hat "Overground Resistance" kuratiert und zeigt dort Arbeiten von Künstler*innen, die mit Klimagerechtigkeitsbewegungen zusammenarbeiten oder ein Teil davon sind. Applaus bekommt von uns auch die derzeit laufende Ars Electronica – nicht nur für ihr fettes Onlineprogramm (da rein!), sondern auch für ihre Verleihung einer Goldenen Nica an das Kollektiv Forensic Architecture, für ihre Cloud Studies. Schon seit Jahren wird hier mit Gegenwartskunst gemahnt, nicht nur in Bezug auf ökologische Fragen, sondern auch im politischen Sinne (in der Gruppenschau "The World is white no longer" im Rupertinum in Salzburg ist aktuell 1 ganzer Raum dem Kollektiv gewidmet). Warum künstlerische Warnungen oft verhallen, fragt sich außerdem dieser tolle Beitrag. Aber jetzt noch einmal zurück zum Netz bzw. dem Netzwerk(en): Echelmans luftige Metapher passt ideal zum Konzept des Museumsquartiers als Areal, wo viele Künste aufeinandertreffen. In den Alpen, hier bei uns in Innsbruck, wird der Ruf nach dem sogenannten Kulturquartier immer öfter laut. Und auch in Südtirol schließen sich gerade Institutionen temporär zusammen, mehr dazu lest ihr weiter unten. Aber: Braucht Kultur den einen Treffpunkt? Muss dieser immer ein analoger sein? Fragen, die wir uns aktuell mit unserer Arbeit im digitalen Raum stellen... während wir Echelmans Skulpturen im Wind tanzen sehen. Kann man übrigens derzeit auch in München miterleben. Dort hängt eines ihrer Netze am Odeonsplatz.
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Und wenn wir schon in München sind: Vor einiger Zeit haben wir eine Gesprächsrunde mit für uns interessanten Kurator*innen eröffnet und bei ihnen nachgebohrt, welche Künstler*innen sie unbedingt einmal ausstellen möchten. Gloria Hasnay aus dem Kunstverein München hat sich für gleich zwei Künstlerinnen entschieden. Neben Patricia L. Boyd für die Schweizerin Bea Schlingelhoff. Was Hasnay an Schlingelhoff so interessiert, könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Wie die Zusammenarbeit schlussendlich verlaufen ist, kann man seit heute in "No River To Cross" in den Räumen des Kunstvereins sehen. Kleiner Vorgeschmack: Es wird inhaltsschwer. Aber wichtig. Für ihre Einzelausstellung hat sich Schlingelhoff mit dem Kunstverein selbst beschäftigt, der zu den ältesten Deutschlands gehört. Die Vereinsstruktur, die Geschichte und die Räumlichkeiten hat die Künstlerin unter die Lupe genommen. In diesem Rahmen thematisiert sie u.a. Komplizenschaft mit dem NS-Regime: In den Räumen des Kunstvereins fand nämlich 1937 die Femeausstellung "Entartete Kunst" statt – 16 Jahre bevor der Verein dort einzog. Dass es eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte wird, war vorauszusehen. Wir haben die Künstlerin übrigens in der Kunsthalle Basel kennengelernt, wo sie Teil der Gruppenschau "Bizarre Silks, Private Imaginings and Narrative Facts" von Nick Mauss war. Und ihre Arbeit fasziniert uns nachhaltig: In Düsseldorf hat Schlingelhoff mal für ein Projekt Straßennamen mit Namen von Künstlerinnen umbenannt – was eine längere Debatte über Erinnerungskultur auslöste. Und diese Story führt direkt retour nach Wien: Dort flammt gerade einmal mehr eine Debatte um "bedenkliche" Straßennamen auf. Die Frage "Wie erinnern?" ist nach wie vor zu stellen, haben wir zuletzt hier mit 100 (!) Fragen an uns selbst gemacht.
An dieser Stelle folgt eine kurze
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Pause Ende, jetzt weiterlesen:
Haben wir den Begriff "Netzwerke" heute einmal zu oft getippt? Nö! In Bozen entspinnt sich nämlich gerade ein Neues, wieder eines für zeitgenössische Kunst! Dort werden ab 24. September zum ersten Mal die "Bolzano Art Weeks" über die Bühne gehen. 1 Stadt, 10 Tage, 80 Events + für die Stadt, von der Stadt und quer durch die Stadt – das ist mal eine Ansage! Initiiert hat das Ganze Kulturmanagerin Nina Stricker. An die Seite geholt hat sie sich ein tolles Team und einen Wissenschaftlichen Beirat, in dem die wichtigsten Bozner/Südtiroler Institutionen vertreten sind. Das Programm wird in Kürze veröffentlicht, wir werden euch also noch genauer informieren. Auch weil das Projekt für uns eine Art Flashback hervorgerufen hat: Aus den Premierentagen in Innsbruck, ebenso Tage der kulturellen Zusammenkunft, ist ja unser Büro für Gegenwartskunst erst herausgewachsen. Realtalk: Uns war das Netzwerk in Innsbruck zu engmaschig, also begannen wir ein Größeres zu stricken. Und ihr seid ein Teil davon! Wer schon dieser Tage in Bozen ist, kann by the way am Festival transart gar nicht vorbeikommen. Vorgestern wurde es mit einem wunderbaren (Sitz)Konzert von Peaches eröffnet. Auch bei transart gilt: Musik, Performance, zeitgenössiche Kunst, alles verschmilzt zu einem großen Gegenwartsklumpen. Alles Festival also 1 September lang in Bozen. Das freut! Und wird uns mal wieder über den Brenner locken. Stay tuned!

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WHAT'S NEXT?

Gleich zwei neue Ausstellungen hat die Tiroler Künstler:innenschaft gestern Abend eröffnet, in der Neuen Galerie und im Kunstpavillon. Das lädt natürlich zu einer kleinen Wochenendtour ein. Start beim "Kirchmoarhof" (von Melina Hennicker, Michael Schmidt und Andreas Woller) und ihrer Hofgeschichte in der Hofburg, Ziel bei "Antlitz Hermann Gitter" (von Stephan Janitzky und Laura Ziegler) und ihrer Untersuchung zu Ziereremiten. Deep dive ausdrücklich erwünscht!

Sneak Peeks dazu gibt es wie immer
drüben bei Instagram!





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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) BfG Screenshot Instagram (2) Installationsansicht: Bea Schlingelhoff, Piece of Glass, Off Kunsthaus Glarus, Museum des Landes Glarus Freulerpalast, 2019. Foto: Gunnar Meier. Courtesy die Künstlerin und Kunsthaus Glarus (3) BfG Screenshot Instagram c) Tiberio Sorvillo; BfG Screenshot Instagram (4) c) BfG, Installationsansicht "Kirchmoarhof" , Neue Galerie Innsbruck.

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