Non-Fungible Tokens : Die unheimliche Jagd auf Krypto-Sammelstücke
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3,2,1, meins: Virtueller Turnschuh, zu dem es auch ein Token gibt Bild: via REUTERS
Echtheitszertifikate, die an digitale Objekte geknüpft sind, sogenannte NFTs, erfreuen sich großer Beliebtheit. Interessante Anlage oder Dummheit?
In der digitalen Welt boomen die Verkäufe sogenannter Non-Fungible Tokens (NFT). Bei diesen handelt es sich im Grunde um digitale Echtheits- und Eigentumszertifikate. Dazu wird ein Videoclip oder ein digitales Kunstwerk auf einer Blockchain registriert und im Zuge dessen Eigentümer sowie Käufe und Verkäufe eingetragen.
Durch die Registrierung erhält das NFT eine einzigartige digitale Signatur, die aufgrund der Blockchain-Technik praktisch nicht verändert werden kann. Auch wenn das zugrunde liegende Werk millionenfach reproduziert werden kann, erhält das registrierte Objekt durch diesen Vorgang eine Einzigartigkeit. Es bleibt damit ein Unikat, wobei sich die Alleinstellung im Grunde nicht auf das Objekt selbst, sondern auf das Zertifikat bezieht.
Einige Anleger wetten darauf, dass ein wachsendes Interesse in der Kunst-, Sport- und Medienwelt die Preise für die Objekte dieser noch recht neuen Krypto-Anlageklasse weiter steigen lässt. Im August stiegen die NFT-Verkäufe sprunghaft auf bislang 1,9 Milliarden Dollar an, teilte jetzt die größte NFT-Handelsplattform OpenSea mit. Damit hat sich das Volumen in den vergangenen fünf Monaten mehr als verzehnfacht. Im Januar hatte das Volumen auf der Plattform noch etwas mehr als acht Millionen Dollar betragen.
Der Boom geht offenbar vor allem auf einen verstärkten Handel mit den Objekten zurück. In den vergangenen Wochen seien einige Kollektionen angeboten worden, die bei ihrer Einführung sehr erfolgreich und ausverkauft waren, sagt Ian Kane vom Analysehaus DappRadar, das den Markt verfolgt. Diese Aktivität sei dann auf OpenSea übergeschwappt.
Ein NFT mit dem Bild eines Affen-Cartoon wurde in der vergangenen Woche auf OpenSea für 39 Ethereum verkauft. Dies entsprach zum Zeitpunkt des Kaufs 124.205 Dollar. Zwei Wochen davor war das Affen-NFT für 22,5 Ethereum und damit 61.329 Dollar gekauft worden. Ein NFT eines abstrakten digitalen Kunstwerks wurde zum Wochenstart für 1000 Ethereum (3,3 Millionen Dollar) gehandelt, nachdem es im Juni für 0,58 Ethereum (1366 Dollar) verkauft worden war. Je nach Anbieter variieren die NFT-Marktdaten. DappRadar verzeichnete allein in den vergangenen 30 Tagen 32 bekannte NFT-Verkäufe im Wert von mehr als einer Million Dollar.
„Blasenhafte Dummheit“
MichaelK, ein 30-jähriger NFT-Käufer, der seinen Klar-Namen nicht nennen möchte, sagte, er habe seit September etwa 250.000 Dollar für NFTs ausgegeben. Mittlerweile halte er 90 Prozent seines Vermögens in Kryptowährungen und NFTs. Zu Monatsbeginn kaufte er der Webseite Etherscan zufolge ein NFT eines Pinguin-Cartoons für Ethereum im Wert von etwa 139 Dollar und verkaufte es vier Tage später für etwa 3956 Dollar weiter.
MichaelK ist überzeugt, dass die Corona-Pandemie, die die Menschen zwinge, mehr Zeit zu Hause und online zu verbringen, den NFTs zum Durchbruch verholfen habe. Steigende Kryptowährungspreise könnten ebenfalls eine Rolle gespielt haben. NFTs werden häufig in Ethereum bewertet. Der Preis der nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise stieg im August um rund 23 Prozent. „Ich möchte es nicht als eine Blase betrachten. Ich möchte es als etwas Neues betrachten, das eine große Welle sein wird“, sagte MichaelK.
Nicht alle am Markt sind ähnlich euphorisch. Michael Every, Experte für den asiatisch-pazifischen Raum der Rabobank, sagte, er sei „verblüfft“ über die „blasenhafte Dummheit“ des NFT-Markts. Vergleichbar sei ein NFT eher mit dem Kauf eines Lotterieloses. Angesichts der Renditechancen würden vor allem junge Menschen angezogen, die Schwierigkeiten hätten, sich Vermögen aufzubauen. NFTs seien aber eine Blase, die „sicher“ platzen werde, zeigte sich Every überzeugt.