Innsbruck: gedenk_potenziale 2023 - Lucas Norer ausgezeichnet

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Mehrere Schauplätze nationalsozialistischer Gräueltaten in Innsbruck – wie hier das ehemalige Lager Reichenau – werden in Lucas Norers Projekt „Pausenzeichen“ als Mahnmale öffentlich gekennzeichnet.
Foto: W. Giuliani
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Schauplätze als Mahnmale: Im Bild Brandon und Justin Wisnicki, Urenkel von Jakob Justman, der im Lager Reichenau ermordet wurde. Die Aufnahme verdeutlicht, dass die Täterorte untrennbar mit den Opfern verknüpft sind und für die Nachkommen über Generationen hinweg einen wichtigen Referenzpunkt bilden.
Foto: Stadtarchiv/Stadtmuseum
28 Jän 04:00 2022 von Redaktion Salzburg Print This Article

Projekt „Pausenzeichen“ über Innsbrucker NS-Schauplätze

Zum zweiten Mal vergibt die Stadt Innsbruck mit den „gedenk_potenzialen 2023“ eine Förderung, die im Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen am 5. Mai 1945 initiiert wurde. Der 5. Mai wird jährlich in Österreich als „Tag gegen Gewalt und Rassismus“ begangen. Die Fachjury stimmte einstimmig dafür, das Projekt „Pausenzeichen“ von Lucas Norer zu fördern. Für die „gedenk_potenziale 2023“ wurden insgesamt sechs Projekte eingereicht.

„Gerade in unserer schnelllebigen Welt ist es wichtig, die Gräueltaten der Nationalsozialisten in einen lokalen Bezug zu setzen, besonders für die jüngeren Generationen und auch da die ZeitzeugInnen weniger werden“, betont Kulturstadträtin Mag.a Uschi Schwarzl: „Das ausgewählte Kunstprojekt wird im öffentlichen Raum gut sichtbar sein und mit Klanginstallationen und Bodenmarkierungen neuralgische Orte der Täter wie die Gestapo-Stelle in der Herrengasse und das Lager Reichenau in den Fokus rücken.“

Das Projekt im Detail
„Pausenzeichen“ ist eine künstlerische Intervention, die vier Täterorte der NS-Repression in Innsbruck markiert und in Bezug zueinander stellt. Dabei handelt es sich um die Gestapo-Stelle in der Herrengasse 1, das Polizeigefängnis „Sonne“, das Landesgeschichtliche Gefangenenhaus in der Schmerlingstraße und das Gestapolager in der Reichenau. Vier Orte, die neben ihrer Funktion im Rahmen des NS-Terrors eine mangelhafte, unsensible oder nicht vorhandene Kontextualisierung eint.
Im Rahmen einer Text- und Klangintervention, die auf Originaldokumenten und Zeugenaussagen zum NS-Terror und einem musikalischen Schlagabtausch zwischen NS-Radio und eines englischen Tarnsenders basiert, werden die Orte und Geschehnisse künstlerisch markiert und die historische Relevanz thematisiert.

Tatorte als Mahnmale
Die Jury – bestehend aus Dr.in Irmgard Bibermann, Melanie Hollaus, Dr.in Birgit Johler, Mag.a Heidi Schleich und Univ.-Doz. Dr. Horst Schreiber – entschied sich einstimmig für Lucas Norers Projekt „Pausenzeichen“.

Der Inhalt sei klar formuliert und gut rezipierbar: „Die angestrebte Auseinandersetzung mit den ‚Tatorten‘ – die immer auch Opferorte sind – ist nicht nur am Puls der Zeit, sie fehlt bislang auch in der lokalen und regionalen Gedenkkultur weitgehend. In diesem Sinne lässt das Projekt wichtige Impulse erwarten, zumal es sowohl individuell als auch Gruppen, SchülerInnen, etc. zugänglich ist“, so die Begründung der Jury im Wortlaut.

Zum Künstler
Lucas Norer, geboren 1982 in Innsbruck, lebt und arbeitet in Wien. 2004 – 2011 Studium der Bildenden Kunst – Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz. 2008 Auslandssemester an der Karel de Grote Hogeschool/Sint Lucas Antwerpen. 2011 Diplom mit Auszeichnung an der Kunstuniversität Linz. Seit 2004 Zusammenarbeit mit Clemens Mairhofer und Sebastian Six in der Künstlergruppe „FAXEN“.

Stipendien und Preise (Auswahl): 2018 Kunstankauf Stadt Wien. 2018 Kunstankauf Bundeskanzleramt. 2018 BKA Auslandsstipendium, Tel Aviv/IL. 2017 Kunstankauf Land Tirol. 2015 BKA Auslandsstipendium für Video und Medienkunst, The Banff Centre/CA. 2014 Gewinner des European Soundart Award. 2014 Zukunftsfonds der Republik Österreich. 2012 Jahresstipendium für AbsolventInnen, Kunstuniversität Linz. 2011 Zweiter Preis & Ankauf, Kunstsammlung Linz. 2010 Förderatelier Stadt Linz, Salzamt.

Aktuell sind einige Werke von Lucas Norer in der Ausstellung „Objets perdus“ bis 13. März 2022 im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu sehen. AS

Weitere Informationen zum Künstler und seinen Ausstellungen unter http://lucasnorer.tumblr.com




Quelle: Stadt Innsbruck



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