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Die Gegenwart grüßt

Kollektives Erinnern,
individuelles Zwischennutzen

Was? Sollen wir jetzt ernsthaft über die Valentinstags-Aktionen in den Museen schreiben? Gerade um aktuell zu bleiben? So etwas wie: 2 für 1 in die Fondation Beyeler? Keine Sorge: Hier hat sich jemand tatsächlich die Mühe gemacht, romantische Museumsaktionen zusammenzusammeln. Wir sagen euch lieber nochmal, dass die digitale Liebeserklärung via NFT-Minifitzel von Klimts "Kuss" ziemlich unromantisch ist. Auch wenn uns die, wie hier, nochmals jemand erklärt. Für uns gilt: Besser weg vom Tagesaktuellen und hin zum ernsthaft Wichtigen in der Gegenwart. Gerade in den letzten Wochen wurde im Rahmen von internationalen Gedenktagen erneut auf die Wichtigkeit zeitgenössischer, innovativer Beiträge von Erinnerungskultur hingewiesen. In Wien etwa wird nach wie vor nach einer geeigneten "künstlerischen Kontextualisierung" für das Lueger-Denkmal gesucht. Das Land Tirol dagegen stellt jetzt 100.000 Euro für einen Wettbewerb bereit: Gesucht ist eine künstlerische Intervention, die sich mit dem Neuen Landhaus in Innsbruck auseinandersetzt. Einem Bau, der bekannterweise vom NS-Gauhaus zur heutigen politischen Schaltzentrale des Landes wurde. Gleichzeitig beauftragte die Stadt Innsbruck im Rahmen der 2. gedenk_potenziale (eine Förderung, die im Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen am 5. Mai 1945 initiiert wurde) den Tiroler Sound-Künstler Lucas Norer mit einer Arbeit. Er wird "Pausenzeichen" umsetzen. Klanglich und textlich sollen dabei vier Täterorte in Innsbruck künstlerisch markiert und die historische Relevanz thematisiert werden. Am Platz vor dem Neuen Landhaus hat Norer übrigens auch schon klanglich gearbeitet. Hören kann man diese Arbeit aktuell in dieser Sonderschau zur hauseigenen Sammlung des Ferdinandeums. Für den Wettbewerb am Landhaus können sich Künstler*innen noch bis 29. März bewerben. Am besten hier. Geladen wurden dazu bereits fünf Positionen, darunter auch das Architekturkollektiv Columbosnext, das wir hier schon einmal gestreift haben. Immer wenn wir über das Thema des kollektiven Erinnerns sprechen/schreiben, erinnern wir uns an die Tiroler Künstlerin Esther Strauß (damals Marie Blum) und ihr beeindruckendes performatives Denkmal "Marie Blum". Ein Dossier dazu bekommt ihr hier. Mehr von Esther Strauß war in Innsbruck zuletzt in der Ausstellung "Hexen" im TAXISPALAIS zu sehen. Anbei zwei Bilder dazu. Und hier noch ein interessantes Gespräch übers Erinnern.
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Sich an sein kulturelles Potenzial erinnern, das steht gerade auf der Agenda der Stadt Salzburg, die sich als Kulturhotspot auch abseits von Mozart und Festspielen neu positionieren will. Dabei spielt die freie Szene und das Thema Fair Pay eine Rolle. Eine erste Übersicht dazu bekommt ihr hier. Nutzen, was da ist, ist die Devise der Salzburger Super-Initiative. Mit Initiatorin Elisabeth Schmirl haben wir hier für euch gesprochen. Bei "Super" geht es ganz konkret um die Nutzung von Leerstand. Die Raumfrage stelle sich in Salzburg ständig, wie gleich mehrere Kulturschaffende in diesem kleinen, filmischen Beitrag ("Leeres Salzburg", realisiert von Daniel Käfer) bestätigen. In Innsbruck wird eine derartige Initiative auch noch vermisst. Dass es auch anders geht, zeigt gerade schönste (und flauschigste!) Zwischennutzung Berlins. Realisiert wurde "New Float" von Künstler und Kurator Manuel Rossner. Er hat mit seiner Zwischennutzung den Platz zwischen Neuer Nationalgalerie, Philharmonie und St.-Matthäus-Kirche besetzt – ebenjener Ort, auf dem bis 2026 das neue Museum des 20. Jahrhunderts aka "Die Scheune" realisiert wird. Die Stararchitekten Herzog & De Meuron mussten dafür ja schon einiges an Kritik einstecken. Rossner hat übrigens rein virtuell Platz genommen. Und nutzt die prominente Fläche für "The world is not enough", einer Ausstellung zu seiner Realworld-Sammlung aus 22 Jahren digitale Kunst. Mit dabei: Werke von Bill Posters oder der in Tirol lebenden Addie Wagenknecht. Um reinzuschauen, braucht man nur Realworld_art-App. Das Gute: Die Raumfrage stellt sich hier ja nicht unbedingt.

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Ein wirkliches Raumproblem hat übrigens Südtirol, auch hier sind bezahlbare Atelierräume rar – besonders in der Stadt. Die Festung Franzensfeste hat deshalb die derzeit verlassenen Ausstellungsräume Künstlerinnen zur Verfügung gestellt. Im Rahmen von FRAUENfeste wurde ein Teil der Festung zu temporären Ateliers umgewandelt. 27 (unter ihnen etwa Kata Hinterlechner oder Katharina Theresa Mayr) aus den Bereichen bildende Kunst, Literatur und Tanz haben sich zusammengefunden. Einen ersten Einblick, wie es in der Festung zugeht, bekommt ihr in den Bildern anbei. Am 24. Februar kann man den Künstlerinnen auch als Besucher*innen über die Schulter schauen. Die Ateliers stehen von 10-17 Uhr dem Publikum offen. Solche und ähnliche Ideen sind übrigens auch weiter Westen gesucht – und das wieder abseits der großen Stadt. Möglichkeiten zu schaffen, ist die Aufgabe von Kulturbüro Bregenzerwald, der Koordinationsstelle zur Erhebung, Entwicklung und Vernetzung der regionalen und überregionalen Kulturplayer im Bregenzerwald. Im März findet dort die nächste Projektschmiede statt, ein Beteiligungsformat, in dem ganz vielfältige Ideen besprochen und auf den Weg gebracht werden können. Einreichen kann man noch bis 17. März. Eingereicht wurde by the way bereits "Kunstwald", das sich mehr zeitgenössische Kunst in der Peripherie wünscht. Das werden wir natürlich im Auge behalten. Dass uns der öffentliche Raum am Herzen liegt, wisst ihr schließlich spätestens seit diesem Beitrag. Davon wird es 2022 übrigens noch mehr geben. Freut euch darauf!
Katharina Theresa Mayr in ihrem temporären Atelier in der Festung Franzensfeste (c) Festung Franzensfeste-1
Paula Regina Prugger (c) Festung Franzensfeste

WHAT'S NEXT?

Ein interessantes Experiment wagt (schon wieder) das Francisco Carolinum, das jetzt online Kunst zeigt, die zwischen Teletext und Blockchain changiert. Gezeigt wurden diese Werke im Sat.1-Teletext. Und jetzt wieder online. Mit ganz eigener Pixeloptik. Klickt euch durch! Hier geht's lang. Wer mehr über die Onlineformate des Hauses wissen möchte, kann sich parallel noch den hauseigenen Podcast reinhauen. Have fun!



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Bildcredits: (1) (c) BfG, Ausstellungsansicht "Hexen", TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol (2) c) BfG, Screenshot YouTube; c) BfG, Screenshot Instagram (3) 2x c) Festung Franzensfeste (4) c) BfG Screenshot Cryptovoxels.

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