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Die Gegenwart grüßt

Weißes
Rauschen

In Zeiten wie diesen über zeitgenössische Kunst im wohl behüteten Alpenraum zu newslettern und die aktuellen Schlagzeilen damit kurz auszublenden, fällt nicht gerade leicht. Muss dann aber doch sein. Damit es nicht zu grell wird rund um all die eh schon grellen Schreckensmeldungen, haben wir uns heute für eine White Edition dieses Newsletters entschieden. Weiß wird uns als Motiv, als Freifläche, als Thema begegnen. Doch bevor wir uns die weiße Weste anziehen, ein kurzer Recap zur vergangenen Woche: Der Tod von Dan Graham hat uns getroffen – mit Flashbacks zum legendären "Rock My Religion" – besonders weil wir erst vor Kurzem durch zwei seiner eleganten Glaspavillons wandelten. Zunächst durch sein geschwungenes Bozner Modell (im Bild) in der Fondazione Antonio Dalle Nogare – wo man noch bis Mai übrigens toller weiblicher Minimal Art von Charlotte Posenenske begegnet – und vor einigen Monaten schon durch das gläserne Stück architektonischer Installation auf dem Dach der Landesgalerie Niederösterreich. Kurator am Haus ist dort der Südtiroler Günther Oberhollenzer, der sich mit diesem Posting an Dan Graham erinnert. Gute Ablenkung versprach die Kunstmesse Arco in Madrid (NOT!) und ihre Nicht-Aufreger, noch mehr aber dieser schöne Beitrag von The New Yorker, der sich den digitalen Visionen von Hito Steyerl widmet. Schnell mussten wir auch noch mal ihre toughe Absage fürs letztjährige Bundesverdienstkreuz nachlesen. Jedenfalls spricht die deutsche Künstlerin – die schon bald übrigens im Kunsthaus Graz Station macht – eben über ihre Arbeit, über Plattformen und darüber, wie das Digitale sie und ihre Kunst beeinflusst. Wie passend natürlich, dass sich Interviewte und Interviewerin direkt in Minecraft treffen. Eine blockig-schönere Interviewsituation könnte man sich als Interviewer*in gar nicht vorstellen. Aber scrollt selbst durch das New-Yorker-Porträt. Und beim Game Minecraft solltet ihr sowieso längst schon reingeschaut haben.
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Vom Netz jetzt zurück in die Alpen. Und zurück zur Sozialen Plastik. Was würdet ihr sagen, ist jeder Mensch Künstler*in? Oder ist Beuys berühmte Parole schon zur Floskel verkommen? Ganz ernst – also wörtlich – jedenfalls nehmen die Tiroler Landesmuseen den Spruch aktuell. Ihre Aktion "Ist jeder Mensch Künstler*in" startete diese Woche an 40 Orten in Innsbruck. Und referiert auf die aktuelle Ausstellung "werden", in der untersucht wird, wie Künstler*in zu Künstler*in wird. Die Ausstellung begeht den Weg der Akademien – und von Michelangelo bis Gerhard Richter. An einer solchen, konkret jener in Düsseldorf, hat bekanntlich Joseph Beuys als Lehrkraft ganze Künstler*innengenerationen beeinflusst. Und was passiert in Innsbruck? Im Rahmen von "Ist jeder Mensch Künstler*in?" werden schneeweiße Freiflächen in der Stadt verteilt, auf deren sich kreative Geister spontan ausleben lassen können. Also mal kurz Künstler*in sein? Oder spielen? Was dabei herauskommt, werden wir beobachten. Unsere erste Frage: Ist das noch Vermittlung oder schon Marketing? Das hätten wir spontan gern auch Museumsleiterin (von Kunst Meran) und Vermittlungsexpertin Martina Oberprantacher gefragt, die mit uns hier schon einmal über die Grundlagen von zeitgenössischer Kunstvermittlung gesprochen hat. Vielleicht verlangt es anhand solcher (weißer) Konzepte wieder einmal nach einem Vermittlungsschwerpunkt? Wer weiß!
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Wenn wir schon über weiße Flächen und white cubes sprechen, dann darf weiß im Sinne von Leere natürlich auch nicht fehlen. Da kommt man an Maria Anwanders Empty Wall Project natürlich kaum vorbei. Schon seit Monaten sammelt die Künstlerin, die zwischen Bregenz und Berlin lebt, via Instagram weiße Ausstellungswände. Solche, die während der Pandemie auch weiß blieben, eben weil Kunst zeitweise wortwörtlich abgehängt wurde. Und bis heute wird. Ihre Corona-Chronik zählt inzwischen 160 Beiträge aus aller Welt.
Wenn uns Weiß heute in Museen begegnet, dann auch als Aspekt eines aktuellen Diskurses. Erst vergangene Woche haben wir zur Eröffnungswoche das Künstlerhaus Wien besucht, wo aktuell die Ausstellung "Whiteness As Property" läuft. Künstlerin Ana Hoffner ex-Prvulovic* hat dafür Arbeiten zusammengebracht, die allesamt Eigentum und Besitz auf Rassismus untersuchen. Whiteness meint hier nicht nur, aber auch Hautfarbe – die Zugänge zum Thema jedenfalls sind vielfältig. Und äußerst interessant: Von Lungiswa Gquntas "Lawn" ohne einladenden Rasen, aber dafür voller zerbrochener Benzinflaschen, der auch auf die Grenzen Europas anspielt, bis hin zu Angela Andersons "Post-Social Sea", das in den Meeren der Welt die Yacht-Routen der Ultrareichen nachzeichnet. Bilder dazu findet ihr bei uns auf Instagram. Ana Hoffner ex-Prvulovic* als Künstlerin war zuletzt übrigens Teil der Ausstellung "Hexen" im TAXISPALAIS, die in einer ortsspezifischen Arbeit die Situation von Erntehelfer*innen in Tirol untersuchte. Die Kunsthalle Wien widmet ihr noch bis kommende Woche 1 Teil einer Doppelausstellung. Ihre aktivistische, künstlerische Recherche erzählt dort u. a. die Geschichte von Sammlerin Heidi Horten, die ja bekanntlich demnächst ihr eigenes Privatmuseum in Wien eröffnet. Wann genau, das konnte nicht einmal dieser – wirklich skandalös schlechte – Beitrag erörtern. Der Frühling ist nämlich schon bald da.
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WHAT'S NEXT?

1 x noch weiß gab es diese Woche, als uns diese Einladung (im Bild) der Galerie der Stadt Schwaz erreichte. Ganz in (Schnee-)weiß! Was Kathrin Wojtowicz mit "Then and There" in den Schwazer Ausstellungsräumen zeigen wird, das kann man dort seit gestern (und bis Mai) live und in Farbe sehen.

Wir zeigen euch mehr dazu
drüben auf Instagram!
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Bildcredits: (1) (c) BfG (2) 2x c) BfG (3) c) 3x BfG, Screenshot Instagram (4) c) BfG

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