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Die Gegenwart grüßt

Die Macht
der Gruppe

Wer hätte noch vor einigen Wochen geglaubt, dass schon bald wieder geraved wird? Im kleinen Stil (Sperrstunde heute Abend: 23 Uhr) und vor allem in Namen der Kunst wurde dieser Tage in Innsbruck der Rave zur Performance. Die Tiroler Landesmuseen haben sich dafür die Wiener Künstlergruppe Gelitin ins Haus geholt, die dort noch bis Ende Oktober ordentlich zündelt. In schön provokanten Videoarbeiten werden da die heiligen (Kunst)-Hallen zerlegt, während sich nebenan die Töpferscheibe chaotisch-kreativ, unaufhaltsam weiterdreht. "Die Schönheit im Hässlichen" ist eine Ausstellung, die man sich nicht entgehen lassen sollte, einen ersten Einblick bekommt ihr hier. Wer noch tiefer in die fantastischen Abgründe der Künstlergruppe abtauchen will, die gern einmal als "anarchistische Urenkel der Wiener Aktionisten" bezeichnet werden, kann das hier und hier machen. In der Albertina modern ist Gelitin aktuell Teil der Ausstellung "Wonderland", mit Leiterin Angela Stief sprechen sie dort über ihre Anfänge, die Entwicklung, die Macht des Kollektiven und wieso sie selbst vor der Mona Lisa und Picassos Guernica nicht Halt machen wollen.
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Wenn ihr das nächste Mal Richtung Süden zieht, solltet ihr inmitten der Bozner Weinberge Halt machen. Etwas versteckt liegt dort die Fondazione Antonio Dalle Nogare. Eröffnet wurde die Stiftung 2018 als kleines aber feines Museum mit 1 erklärten Ziel: Die Förderung von Gegenwartskunst. Zwei Mal jährlich kommen internationale Kunstschaffende nach Südtirol, um in Bozen zu arbeiten und im zentralen Raum der Stiftung schlussendlich eine Ausstellung zu realisieren. (Auch) Weil Corona diesem ambitionierten Austauschvorhaben zuletzt einen Strich durch die Rechnung machte, hat die Stiftung kurzerhand auf Retrospektiven umgeswitcht und wirft noch bis Mitte Juli einen geradezu musealen Blick auf das Oeuvre von Robert Breer (1926-2011). "Time Out" führt durch die unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksmittel des US-Amerikaners, von großflächigen Malereien (klassisch!) über Experimentalfilm (flashy!) hin zu mobilen Skulpturen (entzückend!). Ein behind the scenes mit Kurator Vicenzo de Bellis gibt es für alle Interessierten hier. Abseits der Wechselausstellungen bekommt man auf zwei Stockwerken Einblicke in die hochkarätige Sammlung des italienischen Kunstsammlers: Man begegnet den wichtigsten Vertretern (bewusst ungegendert) von Konzeptkunst, Minimal und Arte Povera. Toll also, dass für September eine Schau zum Werk der deutschen Minimal-Künstlerin Charlotte Posenenske angekündigt ist. Wir sind dabei!
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Wenn ihr dann noch nicht genug Süden habt, fahrt einfach bis Rom durch. Dort tobt aktuell ein ziemlich heißer Streit um Kunst im öffentlichen Raum. Der Hintergrund: Die Stadt hat mit Unterstützung der Accademia Belle Arti römische Plätze mit junger Kunst gefüllt. Das Konzept gab vor, römische Produktionen müssen in den Vordergrund gestellt werden, also auch die heimische Kulinarik. Uiuiui, das klingt schon mal nach engem Korsett. Was da schlussendlich rauskam, verwundert nachhaltig. Künstler Amedeo Longo etwa lieferte eine künstlerische Hommage an eine römische Spezialität (siehe Bild) ab. Und prompt liefen der Tierschutz Sturm. Am Freitag wurde das Kunstwerk schließlich mit rotem Lack beschmiert. Die Socials hatten dafür nur reichlich Ironie (Ketchup?) übrig. Eine wirkliche Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum, ihre Aufgabe und Verantwortung entstand bis jetzt noch nicht. Zumindest italienische Medien kritisieren das Fehlen einer unabhängiger Jury. Was haltet ihr von der Debatte? Was muss Kunst, was darf sie nicht?
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WHAT'S NEXT?

Das Taxispalais Kunsthalle Tirol eröffnete gestern ihre neue, sehenswerte Ausstellung "HEXEN"; mit dabei sind Arbeiten von Angela Anderson & Ana Hoffner ex-Pruvlovic*, Pauline Curnier Jardin, Joachim Koester, Neda Saeedi und Esther Strauß. Mit Esther (damals Marie Blum) haben wir übrigens hier vor einiger Zeit schon einmal über ihre Überlegungen zu einem zeitgenössischen Denkmal gesprochen.

(Sneak Peeks zur Ausstellung gibt es
wie immer drüben auf Instagram!)


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Bildcredits: (1) c) BfG, 3x Ausstellungsansichten "Gelitin: Die Schönheit im Hässlichen", Tiroler Landesmuseen (2) c) BfG, 2x Ausstellungsansichten Robert Breer "Time Out", Fondazione Antonio Dalle Nogare (3) c) BFG, Screenshot Arttribune (4) c) BfG, Ausstellungsansicht "Hexen", Taxispalais Kunsthalle Tirol, Innsbruck.

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