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Achtung! DIES IST KEIN APRILSCHERZ. Wir wollen euch heute mal die nackten Zahlen vorlegen. Warum? Nach langem Insistieren, dass die reinen Zahlen im Kulturbetrieb gar nicht so viel zählen dürfen. Sind die besten Museen, die besten Kunsträume, die besten Galerien, die besten Initiativen etwa jene, die die meisten Besucher*innen zählen? Nein, natürlich nicht. Auf der anderen Seite kann das Spiel mit Zahlen, gerade wenn es um den Inhalt geht, durchaus reizvoll sein. Oder irritieren. Oder bestätigen. Deswegen hier einige Stories zu Zahlen in fett für euch. Der chilenische Künstler Alfredo Jaar hat für das diesjährige Rotundenprojekt in der Pinakothek der Moderne in München nicht weniger als 1 Million deutsche Pässe zu einem minimalistischen Kubus gestapelt. 1 Million! Das war, liest man hier im Text dazu, nicht nur die Zahl der Menschen, die Merkel 2015 Willkommen hieß, sondern auch die Zahl, die 2017 die AfD wählte. Das Projekt ist laut Pinakothek Okwui Enwezor gewidmet, der 2009 Ai Weiwei ins Haus der Kunst holte – wieder so ein Zahlenzauberer. Gerade hat Weiwei eines von Monets Seerosen-Bilder mit 650.000 Legosteinchen nachgebaut, in München hat er damals 9000 Schulrucksäcke an die Fassade des Hauses der Kunst gepinnt. Im Sommer soll übrigens eine Ausstellungszeitung über Jaars Rotundenprojekt erscheinen, u. a. mit einem Beitrag von Mirjam Zadoff, auf dessen NS-Dokumentationszentrum in München wir immer wieder gern verlinken.
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Weiter gehen die Zahlen steil: Ganze 60 Tonnen umfasst das Projekt „Plot“, das Asad Raza für das Museion in Bozen realisiert hat. So gewichtig ist hier das „Neosoil“, eine neue, künstliche Form von Erde, die es ins Museum geschafft hat. Im Idealfall schafft sie es von dort auch wieder raus, aktuell mit kleinen Mengen des Gemischs aus Lehm, Sand oder auch Marmorstaub und menschlichem Haar dürfen Besucher*innen das Haus verlassen. Um den Hummus daheim für eigene Projekte zu verwenden. Im Museum sprießen derweil bis in den Herbst insgesamt vier Ausstellungskapitel aus dem Boden, es wird u. a. der Tanz sich „Plot“ beschäftigen – und ganz nebenbei entstehen Lehmziegel als Teil des prozessualen Projekts. Freiwillige Kultivator*innen sorgen am Ende (Spoiler!) jedenfalls dafür, das Gemisch wieder in ein fruchtbares Gleichgewicht zu bringen. Ist euch das zu komplex? Ganz ruhig. Hier könnt ihr euch in Ruhe einlesen. Ansehen muss man sich „Plot“ natürlich am besten selbst. P.S.: 2022 hat Asad Raza in Frankfurt den Main durch die Galerie der Kunsthalle Portikus umgeleitet – jedenfalls ein bisschen. Schaut hier. Also, don't worry wegen der 60 Tonnen Erde.
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An dieser Stelle folgt eine kurze
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Pause Ende, jetzt weiterlesen:
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It’s all about the numbers? Solange „Solange“ läuft, irgendwie schon. Ihr kennt das (Langzeit-)Projekt schon, wir haben euch bereits davon erzählt. Seit 2018 knüpft Katharina Cibulka jetzt riesige Baustellennetze, die mit pinken, feministischen Slogans bestickt sind. Inzwischen sind es 28 Netze. Die 28 wurden transalpin gezeigt („Solange“ begann in Innsbruck, war aber auch in Vorarlberg, Südtirol, Kärnten oder Salzburg zu sehen), aber auch international. Aktuell, etwas abseits der Alpen, in Linz, wo es heißt: "Solange aus Liebe mit einem Schlag Gewalt wird, bin ich Feminist:in" – auch, um die hohe Zahl der Femizide in Österreich anzusprechen. Laut der Autonomen Österreichischen Frauenhäuser gab es 2022 28 (mutmaßliche) Femizide. Was kann man dieser schlimmen Zahl entgegensetzen? Linz setzt derzeit nicht nur am Hauptplatz, sondern auch im Nordico mit „What the Fem*?“ ganz klar auf Feminismus. Zu Feminismus, besser Feminismen, passt diese neue Doku von Katharina Mückstein. Und apropos Feminismen: Das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hat gestern dem Queeren Chaos Kollektiv Ausstellungsplatz geschaffen – am Trans Day of Visibility. Weil auch hier die Zahlen zählen. Also die Sichtbarkeit. Das Fazit überlassen wir heute Cibulkas Webseite: "Solange wir „Solange“-Sätze machen müssen, sind wir Feminist:innen". We too!
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WHAT'S NEXT?
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Versprochen, nächste Woche machen wir wieder Pause von den Zahlen. Bis dahin vielleicht eine Kunstpause gefällig? Also keine wirkliche Pause. Aber ein Podcast. Ob wir ihn mögen, wissen wir noch gar nicht. Aber die jüngste Episode mit Katharina Grosse mochten wir. Und die Episode von Jenny Holzer und Kolja Reichert steht schon auf unserer To-hear-Liste.
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Weitere Einblicke findet ihr wie immer drüben auf Instagram.
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Bildcredits: (1) (c) BfG, Screenshot Instagram (2) 2x c) Museion Bozen/Luca Guadagnini 3) 2x c) BfG (4) c) BfG, Screenshot Spotify
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