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Der Algorithmus hat immer Recht
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Was wäre die Kunstszene ohne ihre bissigen Kommentare? Auf jeden Fall um den einen oder anderen Schmunzler ärmer. Seit Jahren veröffentlicht der wohl berühmteste Instagram-Avatar der Kunstwelt, Jerry Gogosian Memes, die treffen. Vor 115k Followern stellt er nicht nur regelmäßig die Abgehobenheit der Szene zur Schau, sondern entlarvt auch die Absurdität des Kunstmarktes – Anschauliches hier und hier. Umso interessanter natürlich, dass Sotheby's jetzt Jerry Gogosian (die Ähnlichkeit zu Larry Gagosian ist natürlich gewollt), die im wahren Leben Hilde Lynn Helphenstein heißt, auf den Kurator*innensessel bittet. Für das Aktionshaus hat die Meme-Meisterin eine Ausstellung kuratiert – mithilfe des Algorithmus. Ihre Instagram-Explore-Page ist nämlich voll mit artists, die ihr per Zufall vorgeschlagen werden. Noch bis Montag sind einige davon ganz analog bei Sotheby's in New York ausgestellt. Nicht auf maschinengemachten Zufall, sondern schon ganz bewusst auf ein Konzept setzt dagegen Klaus Biesenbach in der Neuen Nationalgalerie in Berlin. Mehr Frauen will er im minimalistischen Prunkbau der Moderne künftig ausstellen. Also Monica Bonvicini! Und Nan Goldin! Es bestünde eben Nachholbedarf, sagt Biesenbach. Richtig! Jerry Gogosian würde sich wohl auch darüber lustig machen. Und: Sind Memes eigentlich die neue Form der Kunstkritik?
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Von New York und Berlin jetzt schleunigst rein in die Berge. Und in experimentellere Gefilde. Von einem Kunstverein oder Kunstraum wünscht man sich ja nicht die ganz großen Namen, aber vielleicht interessante Entdeckungen. Auch der kleine Kunstraum Innsbruck in einem ehemaligen Papierlager hat sich da mitten in den Alpen einen Namen gemacht. Seit 1996 werden dort Ausstellungen gemacht – vor Kurzem eröffnete die 100. Schau. In einer kleinen Rückschau haben wir vor Kurzem einige Innsbrucker*innen gefragt, welche Namen ihnen noch so im Kopf geblieben sind. Gleich mehrfach wurde diese blutige Performance hier von Flatz 2010 genannt oder der Sterberaum von Georg Schneider 2011. Oder das Aufschlagen der Kunst von Jonathan Meese 2007 in Innsbruck. In seiner Jubiläumsschau jedenfalls widmet sich der Kunstraum unter Ivana Marjanović der "Otolith Group", dem Duo Anjalika Sagar und Kodwo Eshun. In einem Filmessay und einer Zwei-Kanal-Installation nehmen sie die Ästhetik der Schwarzen Avantgarde unter die Lupe. Und kommen dabei ganz schnell auf Fragen der Gegenwart. Wer spricht wie über jemanden? Und wie wurde bisher über jemanden gesprochen? Und was prägte und prägt den Blick bis heute? "The Otolith Group" wird ab 19. November übrigens auch in der Secession in Wien zu sehen sein.
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Wie kommen wir heute von einem Thema zum anderen? Vielleicht macht's der Algorithmus. Schließlich haben wir folgende Meldung auch aus Social Media. Die Initiative Lichtstadt Feldkirch hat jedenfalls bekanntgegeben, dass neben dem alle zwei Jahre stattfindenden Lichtspektakel mit etlichen Künstler*innen im Städtchen nun auch abwechselnd ein Spotlight auf jeweils 1 Künstler*in angeknipst werden soll. Damit startet die Initiative auch gleich kommende Woche, von 5. bis 8. Oktober. Gezeigt wird das ortspezifische Projektionsmapping „Flood“ von Ruth Schnell und Martin Kusch, ein Textkonvolut aus der Erklärung der Menschenrechte, das sich zur Soundcollage auswächst. Gezeigt wird das erste Spotlight in der Alten Dogana in Feldkirch. Bevor nächstes Jahr dann wieder das große Festival ansteht. Wir sind eh gespannt, wie sich Lichtkunst-Festivals in Zeiten wie diesen (hallo, Energiekrise!) positionieren werden. Wenn die Sehenswürdigkeiten dunkel bleiben, können wir dann die zeitgenössische Kunst (temporär) wieder ranlassen? Yes, bitte! Die Frage nach der Nachhaltigkeit wird uns natürlich noch länger beschäftigen.
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WHAT'S NEXT?
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Auch ihr habt bestimmt einmal keinen Bock mehr auf Kunstschauen. Vielleicht besser -hören? Mit einer Prise True Crime? Her damit. Der SZ-Podcast "Kunst zu stehlen" rollt den Raub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden 2019 neu auf. Mit spannenden neuen Hintergründen. Hört rein.
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Mehr Tipps findet ihr wie immer auch auf Instagram.
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Bildcredits: (1) (c) BfG, Screenshot Instagram (2) 2x c) BfG, Ausstellungsansicht "The Otolith Group", Kunstraum Innsbruck (3) Ruth Schnell und Martin Kusch: „Flood“, 2022, Filmstill c) Courtesy der Künstler*innen (4) c) BfG, Screenshot Spotify
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