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Zerstört und
verschmolzen

So! In den letzten 51 Newsletter haben wir ausführlich über Kunst gesprochen, uns in die Gegenwart geschmissen und konnten dabei natürlich das mit dem Klima nicht ignorieren. Auch zu unserer Freude häufen sich Zusammenkünfte wie diese hier, wo Museen klimafreundliche Strategien für ihre Häuser und Unternehmungen besprechen. Wie kann man dafür sorgen, dass Gegenwartskunst einigermaßen klimaneutral gezeigt, transportiert und aufgebaut wird? Haben wir schon letztes Jahr das heimische Logistikunternehmen Museumspartner und Ausstellungstechniker Tobias Weißbacher gefragt. Ihre Antworten zusammengefasst: Es geht meistens noch nicht. Aber es tut sich was! Das könnt ihr übrigens hier und hier nachlesen oder nachhören. Dass Kunst und Klimadebatte untrennbar miteinander verbunden sind, lässt sich inzwischen auch an der Protestkultur ablesen. Aktivist*innen kleben sich an Kunstwerke, um ihren wichtigen Anliegen Nachdruck zu verleihen. Keine Angst, der Van Gogh kam nicht zu Schaden! Über diese Meldung allerdings kam der Anreiz, einmal länger über Kunst und Vandalismus nachzudenken – und über die unterschiedlichsten Beweggründe, warum Kunst zerstört wird. Einige berühmte Beispiele findet ihr hier. Besonders wenn Kunst im öffentlichen Raum stattfindet, dann kracht es gern mal. Am Ende bleibt oft sinnlos zerstörte Kunst. Und kein Dialog. So erging es letztes Jahr – nur ein Beispiel von vielen – auch den Macher*innen der Landart-Biennale SMACH. im Südtiroler Gadertal. Bei einem Besuch haben wir Alemeh & Shahed Mohammadzadehs nicht mehr ganz so schön leuchtende "The Sun" damals fotografiert. Inzwischen wurde das Werk wieder hergestellt. Jetzt gilt es den Dialog anzuregen. Deshalb werden nun geführte Touren angeboten durch SMACH.s beeindruckenden Art Park, der sich von Festivalausgabe zu Festivalausgabe ständig erweitert.
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Aufmerksame Leser*innen wissen, wenn wir davon hören, dass sich Initiativen und Institutionen verbinden, wenn sich Häuser und Akteur*innen aus ihrer Komfortzone wagen, dann geht unser Gegenwartskunstherz auf. Aus dem zugegeben etwas elitären Rahmen wagt sich jetzt auch das Kunstmuseum Liechtenstein. Die Zusammenarbeit mit dem tollen poolbar-Festival in Feldkirch besteht ja schon länger. Und auch in der aktuellen Festivalausgabe steht für kommenden Freitag wieder ein „arty friday“, empfohlen vom Kunstmuseum Liechtenstein, auf dem Programm – u. a. mit der atmosphärischen Musik der dänischen Songwriterin Agnes Obel. Einen Tag später schon zieht das Liechtensteiner Haus temporär in die Johanniterkirche in Feldkirch ein, über die wir an dieser Stelle ja schon öfter berichtet haben. Ab 23. Juli werden dort Arbeiten der deutschen Künstlerin Andrea Büttner zu sehen sein. Während im Stammhaus inmitten von Vaduz übrigens nach wie vor die „C(hoch)4“, eine Ausstellung aus vier Ausstellungen, zu sehen ist. Ein Besuch lohnt sich! Die vier Positionen (Nazgol Ansarinia, Mercedes Azpilicueta, Invernomuto und Diamond Stingily) stehen für sich, sind aber durch Verknüpfungspunkte zur hauseigenen Sammlung auch mit dem Museum verbunden. Das gelingt auf ganz unterschiedliche Weise. Während Diamond Stingily (Bild 2) ein barockes Blumenstillleben in ein üppiges, persönliches Mahnmal übersetzt, verschmelzen die Arbeiten von Mercedes Azpilicueta und Anna Maria Jehle (Bild 1) förmlich zu einer Legierung aus Feminismus postkolonialen Perspektiven. Sehr nice! Und apropos Musik meets Museum: Im Museion in Bozen geht die Reihe „Occupy Museion“ weiter. Am 23. Juli mit 12 Stunden voll DJ-Sets im Freien.
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Weil es eingangs ja ums Zerstören ging, zum Abschluss noch ein künstlerischer Zugang. Warum nicht einfach die Idylle stören? Das tun die Brüder Riklin aus St. Gallen nur zu gern. Lernt sie hier oder hier kennen. Als "Atelier für Sonderausgaben" haben sie 2008 ihr Konzept "Null Sterne" entwickelt. Und dafür ein schniekes Hotelzimmer gebaut. Im Luftschutzbunker, zum Beispiel. Oder wie in ihrer neuesten Installation, die erst vor Kurzem im westschweizer Saillon "aufsperrte", eben direkt an der Tankstelle, unter freiem Himmel. Natürlich, wie bei jeder neuen Version des anti-idyllischen "Null Sterne Hotels" – das unbedingt auch benutzt werden soll – spielt die unmittelbare Gegenwart eine Rolle. Schließlich steht nicht der Schlaf im Zentrum, sondern die Reflexion über die Weltlage. Und die ist gerade in den Alpen eben auch nicht immer idyllisch.
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WHAT'S NEXT?


Chiharu Shiota ist für ihre wahrlich raumgreifenden Installationen bekannt. In zeitintensiver Kleinarbeit knüpft sie sich durch den Ausstellungsraum, von Wand zu Wand, von Boden zur Decke, von Boot zu Boot. Das hat sie mit „The Key In The Hand“ auf der Biennale in Venedig schon gemacht. Und macht sie aktuell auch im zentralen Ausstellungsraum der Landesgalerie Niederösterreich. „Across The River“ ist dort noch bis Jänner 2023 zu sehen.



Weitere Einblicke gibt es
wie immer auch auf Instagram.
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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) (c) BfG (2) 2x c) BfG, Ausstellungsansicht "Choch4", Kunstmuseum Liechtenstein (3) 2x c) BfG, Screenshot Facebook (4) c) BfG, Ausstellungsansicht "Across The River", Landesgalerie Niederösterreich.

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