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Die Gegenwart grüßt

Zuflucht im
Miteinandersein

Welche Zufluchtsräume habt ihr euch eröffnet in Zeiten wie diesen? Dass schnell mal alles zu viel wird, kann aktuell ja passieren. Täglich prasseln Schreckensmeldungen auf uns ein. Aber auch sehr viel Solidarität, die man dort, wo derzeit mehr als Solidarität gefordert ist, hoffentlich auch hören kann. Dass auch in Russland starke Stimmen gegen den Angriffskrieg in der Ukraine laut werden, ist ein wichtiges Zeichen. Der russische Pavillon auf der diesjährigen Biennale wird also leer bleiben. Die Biennale jedenfalls lobt den Mut des Kurators Raimundas Malašauskas, der Künstlerin Alexandra Sukhareva und des Künstlers Kirill Savchenkov. Pussy Riot generieren derweil mit dem Verkauf von NFTs monetäre Unterstützung für die Ukraine. Und die Krypto-Art-Künstlerin Olive Allen hat vor dem russischen Konsulat in ihrer Wahlheimat New York ihren russischen Pass verbrannt. Jetzt sei sie wohl eine Bewohnerin des Metaverse, sagte Allen später live via Instagram. Und sie ist nur eine von etlichen Künstler*innen, die gerade aufstehen. Und damit auch eine temporäre Gemeinschaft bilden. Das Miteinander stand und wird auch bei uns weiter auf der Agenda stehen. Deshalb erzählen wir heute einmal mehr Geschichten, die zusammenbringen. Dazu passt etwa der Schwerpunkt der diesjährigen "Kunst im öffentlichen Raum"- aka "KÖR"-Förderschiene des Landes Tirol. Während es 2021 um den Austausch mit der Umwelt ging (im Bild seht ihr noch einmal Marco Barottis Moos-Soundskulptur) schrieb sich die Initiative 2022 den schönen Slogan Togetherness:Miteinander auf ihre Fahnen. Platz haben darin unterschiedlichste Schwerpunkte, etwa die schwindende Biodiversität (über das Projekt "Requiem" erfahrt ihr hier mehr). Künstler Thomas Schafferer will hingegen mit Kultur den ländlichen Raum beleben und in einem leerstehenden Gebäude in Matrei am Brenner Platz für Zusammensein schaffen – mehr dazu hier. Das Bozner Kollektiv Lungomare dagegen, die mit ihren zahlreichen Aktivitäten auch Teil unserer "Map der Gegenwart" ist, stellt das Thema Gewalt an Frauen* ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Rahmen von #etwaslaeuftfalsch werden eine dreiteilige Plakatkampagne und eine Panel-Diskussion realisiert. Letzteres schon gleich am 14. März. Das KÖR-Jahr geht bis November – eben mit Themen, die uns alle angehen.
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Apropos Lungomare: Das Kollektiv setzt nicht nur eigene Projekte um, sondern betreibt auch ein eigenes Residency-Programm. 2021 mit Binta Diaw, einer italienisch-senegalesischen Künstlerin, die in ihrer Arbeit gesellschaftliche Phänomene wie Migration und Identitätspolitik untersucht, die untrennbar mit der Kolonialgeschichte Europas verknüpft sind. In drei kollektiven Praktiken hat sie im Herbst 2021 die Zusammenführung unterschiedlicher Gemeinschaften vorangetrieben: im gemeinsamen Nähen, gemeinsamen Essen und gemeinsamen Schreiben. Etwa zur gleichen Zeit hat der Tiroler Künstler und Grafiker Patrick Bonato seine jüngste Graphic Novel "Toubab im Senegal" herausgebracht. Auch hier geht es um das Miteinander, das zunächst vielleicht gar nicht so leicht fällt. Im Comic verarbeitet Bonato seine eigenen Erfahrungen bei einem Aufenthalt im Senegal. Der Toubab (was in der Landessprache soviel heißt wie "Weißer") ist bei seiner Ankunft in erster Linie überfordert. Bis er es eben nicht mehr ist. Damit hat es Bonato sogar in die FAZ geschafft. Auch weil er, wie Comic-Afficionado Andreas Platthaus es beschreibt, es schafft, nicht dem sonst oft arroganten westlichen Blick auf Afrika zu verfallen. Schlussendlich wird auch der Toubab Teil einer Gemeinschaft. Für die spanische Zeichnerin Núria Tamarit soll die schmale Gratwanderung zwischen westlicher Perspektive und weißen Vorurteilen zum Verhängnis geworden sein, berichtet der Deutschlandfunk. Auch ihr jüngster Comic beschäftigt sich mit einem Aufenthalt einer jungen Frau in Senegal – und auch sie verwendet "Toubab" im Titel. Ein bisschen mehr über Bonatos Toubab lest ihr übrigens hier. Was uns neben der Geschichte interessiert, ist ja auch seine Herangehensweise. Deshalb haben wir uns gefreut, dass der kleine Osttiroler Kunstraum RLB Atelier jetzt untersuchen möchte, wie so ein Comic entsteht. Bonato wird dafür Einblick in frühe Entwürfe (einige hat er 2018 auch schon in der Galerie der Stadt Schwaz ausgestellt), das Storyboard und digitale Bearbeitungsmöglichkeiten geben. Am 11. April geht's in Lienz los.
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Wenn's ums Miteinander geht – also wenigstens um gut organisierte Kulturkooperationen – müssen wir unseren Blick immer wieder mal auf die nahegelegene Schweiz richten. Von einigen Gemeinschaftsausstellungen, Kooperationen oder länderübergreifenden Schwerpunkten haben wir ja ausführlich berichtet. Zürich ist jetzt auch die erste Stadt in unserer nächsten Umgebung, in der man gemeinsam in den Ausstellungsfrühling startet. Die Initiative "Zurich Art Weekend" findet normalerweise im Frühsommer statt, heuer im Juni zum inzwischen fünften Mal. Aber dem nicht genug, gestern fiel der Startschuss für den "Zurich Art March". Das Prinzip ist bekannt und altbewährt: Knapp 50 Initiativen bieten Sonderprogramm und können zu gemeinsamen Öffnungszeiten bei freiem Eintritt besucht werden. Das wäre natürlich wieder einmal ein Grund für einen Kurztrip nach Zürich. Alle Highlights fürs Wochenende findet ihr hier. Unsere Tipps: Rein in die Galerien, ein bisschen minen im Helmhaus, hallo sagen der Kunsthalle Zürich und Igshaan Adams – und ja, an der ersten Einzelausstellung im Kunsthaus Zürich, Yoko Ono (!), würden auch wir nicht vorbeikommen. Wir haben gerade kurz online in die Ausstellung reingeschaut und zeigen euch eine folgende Ausstellungsansicht. So oft gesehen und passt dennoch der Gegenwart wie die Faust aufs Auge. "War is over. If you want it" – ist ja auch ein guter Schlusssatz für diesen Newsletter.
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WHAT'S NEXT?

Den Grafikdesign-Liebhaber*innen unter euch sei die neue Ausstellung über das grafische Werk von Heimo Zobernig im Museum der Moderne Salzburg nahegelegt. Sie bietet einen guten Überblick in das abwechslungsreiche Werk des Künstlers. Nicht nur Formen, Farben und Raum werden auf den Druckwerken ausgelotet – auch die Funktionalität von Druckgrafik. Bei den Sprachspielen werdet ihr schmunzelnd hängenbleiben. Läuft noch bis Mai in der Studiensammlung des Rupertinums.

Mehr zeigen wir – einmal mehr –
drüben auf Instagram.
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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) (c) BfG (2) 2x c) Patrick Bonato, "Toubab im Senegal" (3) c) 3x BfG, Screenshot Instagram;

c) Yoko Ono/Franca Candrian, Kunsthaus Zürich, (4) c) BfG. Ausstellungsansicht "Heimo Zobernig. Grafische Arbeiten", Museum der Moderne, Rupertinum.

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