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Die Gegenwart grüßt

Reden ist Silber
– und das neue Gold

Okay, wir haben nachgezählt. Ganze 26 Mal haben wir im letzten Newsletter das Un-Wort LOcKDoWn getippt, nur um von ebenjenem abzulenken. Ist es uns gelungen? Na, das müsst schon ihr uns verraten. Denn wo kämen wir hin, wenn uns die Sprache ausgeht? Reden ist Silber – und das neue Gold. Das weiß auch die documenta fifteen, die gleich morgen deshalb ihre neue Gesprächsreihe lanciert. Bei lumbung konteks treffen sich jeden ersten Sonntag im Monat zwei lumbung member drüben bei YouTube, um dort ihre künstlerische Praxis vorzustellen. Morgen mit dabei sind The Question of Funding, ein Kollektiv aus Palästina, sowie das südostasiatische Projekt Jatiwangi art Factory – beide setzen auf Gemeinschaft und begreifen sich als Teil eines lokalen Diskurses. Dass das Kollektiv gerade boomt, bewies vor Kurzem ja der Turner Prize, bei dem heuer sowieso nur Kollektive für den renommierten Kunstpreis nominiert wurden. Dieser ging schlussendlich an das Belfaster Array Collective, das auf gesellschaftliche Herausforderungen mit Performance, Ausstellungen oder Diskussion reagiert. Auch in Form von lustvollen Protesten in bunten Kostümen. Nice! Macht euch hier mal davon 1 Bild. Mehr über Array Collective findet ihr hier. Wo wird gerade sonst noch gesprochen? Bei den Engadin Art Talks in Zouz erst wieder von 28. bis 30. Jänner. Dafür ist das neue Jahresthema fixiert: 2022 steht bei E.A.T. ganz im Zeichen von Matter & Memory. Was bei Gästen wie Kenny Schachter (lernt ihn hier kennen) schlussendlich mattern wird, können wir uns vorstellen. It's gonna be digital. Bis dahin könnt ihr euch ja ansehen, wie Kuratorin Anika Meier und Künstlerin Addie Wagenknecht (die übrigens in Tirol lebt und arbeitet) über digitale Kunst (und Kenny Schachter), dick pics (hoffentlich nicht von Kenny Schachter) oder sonstigen Digi-Kram plaudern – und sich wenigstens virtuell auf die Art Basel Miami träumen (wo Kenny Schachter zurzeit weilt). Worüber wir derweil reden sollten, ist die Antrittsausstellung von Kuratorin Judith Waldmann, die vor Kurzem (lockdownfrei) in Meran eröffnet wurde. Basierend auf die gelebte Mehrsprachigkeit in Südtirol hat Waldmann sich mit dem Prozess der Übersetzung beschäftigt. Und gleich historische (Südtiroler) Perspektiven mit Zeitgenössischem verpackt. Da trifft Sprache auf Kunst und umgekehrt. Wie sprechen und wer spricht, das sind im zeitgenössischen Diskurs ja zurzeit die grundlegenden Fragen. Michele Galluzzo & Franziska Weitgruber haben mit ihrem Statement (siehe Bild) deshalb auch die Ausstellung eröffnet. Und am Ende? Sagen wir's so: Wir sind neugierig geworden. Auch auf das, was Judith Waldmann sonst noch so in Meran zeigen wird. Die gebürtige Deutsche wäre damit eine perfekte Kandidatin für unsere Kurator*innen-Fragerunde. Wen würdest du zeigen, wenn alle Rahmenbedingungen passen? Haben wir schon einmal fünf Kurator*innen gefragt. Könnt ihr hier nochmal durchbingen. Habt ich auch Lust auf eine zweite Staffel?
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Wen genau sie ab Mai 2022 zeigen wird, hat Letizia Ragaglia, neue Direktorin im Kunstmuseum Liechtenstein, den KollegInnen vom Schichtwechsel nicht verraten. Aber einiges anderes. Im neuesten Interview des liechtensteiner Kunstvereins hat die Museumsleiterin aber auch über ihre Vergangenheit in Bozen erzählt. Zwölf Jahre lang war sie der Kopf des Museions. Das damals neue Haus hat sie also maßgeblich geprägt. Dass sie sich mit ihrer Auswahl aber gar nicht immer so sicher war, wie es vielleicht von außen schien, gibt sie heute bereitwillig zu. 2014 hat sie in Bozen Ceal Floyer gezeigt: radikal konzeptuell und radikal reduziert. Picture this: Der Raum war (quasi) leer. Fast unsichtbare Fotoecken rahmten die Blicke der Besucher*innen aus dem Fenster zum Bild. Ragaglias Zweifel waren nach den ersten Reaktionen der Besucher*innen aber schnellstens verflogen. Never underestimate dein Publikum! Hat sich für die Ausstellungsmacherin hier bewahrheitet. Ob Ragaglia in Liechtenstein auch etwas wagen wird? Es wird Bewegung reinkommen, verspricht sie. Auch in den Raum. Vielleicht mit Tanz? Der Tanz als ganz eigene Sprache? Aber hört selbst rein ins Gespräch. Derzeit zu sehen ist im Kunstmuseum Liechtenstein übrigens Rivane Neuenschwander, eine brasilianische Künstlerin, die in Gemälden, Textilarbeiten und raumgreifenden Installationen gesellschaftliche Fragen mit der Tradition brasilianischer Kultur angeht. Wir glauben, ein guter Grund mal nach Liechtenstein zu düsen. Unser Tipp: In dem Fall auch den Kunstverein Schichtwechsel mitnehmen – der ist übrigens der neueste Eintrag auf unser Map der Gegenwart, auf der sich bis dato 200+ Orte der Gegenwartskunst im Alpenraum angesammelt haben. Fehlt noch was? Dann bitte immer melden.
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Ein Punkt auf unserer digitalen Karte ist auch der Tiroler Standort von MagiC Carpets. Das EU-Projekt ist 2018 in Innsbruck aufgeschlagen, hat heimische Künstler*innen mitgerissen und ist inzwischen wieder im litauischen Kaunas gelandet (siehe Bild 1). Das Netzwerk umfasst 15 Partner*innen-Organisationen in der EU, die untereinander Ideen, Konzepte und Künstler*innen austauschen – etwa in Form von Künstler*innen-Residenzen. Entstanden ist das Ganze im Rahmen der Bewerbung von Kaunas als Europäische Kulturhauptstadt. 2022 ist es soweit, Kaunas wird Kulturhauptstadt (hier mehr dazu), gemeinsam mit Esch (Luxemburg) und Novi Sad (Serbien). Und derweil? Bereitet sich Kaunas mit der Abschlussausstellung des ersten Förderzyklus von MagiC Carpets auf das Kulturjahr vor. Was gibt es dort zu sehen? U. a. Arbeiten der Tiroler Künstler*innen Carmen Brucic, Peter Lorenz (Bild 2), Georg Wieser (x04x) oder Matthias Krinzinger. Geleitet und gemanagt wurde der Tiroler Projekt-Standort übrigens von Danijela Oberhofer Tonkovic und Charly Walter (openspace.innsbruck). Und: MagiC Carpets ist das erste vornehmlich EU-geförderte Kultur-Projekt mit Tiroler Beteiligung. Wohl auch, weil es nicht allzu einfach ist, als Kulturinitiative durch den EU-Dschungel an wirtschaftlichen und finanziellen Angeboten zu navigieren. Wo bringe ich da mein Kulturprojekt unter? Das soll künftig einfacher werden, zumindest wenn es nach der inzwischen ausgeschiedenen deutschen Kulturministerin Monika Grütters (CDU) geht. Sie versprach in Brüssel, dass man sich künftig mit 1 Klick einen Überblick über EU-Förderungen machen kann. Da sind wir aber gespannt.
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WHAT'S NEXT?

1 x noch reden – oder besser zuhören. Heute mit dem Wiener Podcast "Kunst & Klischee". Dort schauen Kulturarbeiterin Katharina C. Herzog und Künstler Christian Bazant-Hegemark aufs "Kleingedruckte zum ästhetischen Leben". Mit allen möglichen Kulturschaffenden, u. a. Autorin Marlene Streeruwitz oder Kurator Günther Oberhollenzer. Der war übrigens auch einmal Gast in unserer Kurator*innen-Fragerunde – do you remember? Hier noch einmal verlinkt. Und yes, es wird wirklich Zeit für eine zweite Staffel.


Noch mehr (Kunst-)Gespräche holt ihr
euch übrigens in unserer Spotify-Playlist.
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Mehr auf buerofuergegenwartskunst.com

Bildcredits: (1) (c) BfG, Ausstellungsansicht "The Poetry of Translation", Kunstmeranoarte, Meran (2) 2x c) Kunstmuseum Liechtenstein, Rivane Neuenschwander, Foto: Stefan Altenburger Photography, Zürich (3) 2x MagiC Carpets/Gintare Zaltauskaite (4) c) BfG, Screenshot Spotify.

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