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Unerhörtes
Klingen

Hört ihr es schon klingen? Irgendwo im Hintergrund? Ist es ein „Last Christmas“, das neue Lied der Beatles oder doch nur der laute Alltag, der da brummt? Wie umgehen mit all dem Rauschen? Entweder eintauchen und hinhören oder einmal komplett zumachen. Das scheinen dieser Tage quasi die einzigen beiden Wahlmöglichkeiten. Wir wollen heute hinhören, deep diven in Soundwelten, die man so nur in Kunsträumen hören kann. Dort klingt es nach sich-Gehör-Verschaffen, nach Veränderung und Neuanfang. Und manchmal nach allem gleichzeitig. Um dem zunehmenden Bedürfnis nach Sound in der Kunst gerecht zu werden, wurde die Biennale Son mitten im Wallis, also in der französischen Schweiz gegründet – liest man hier jedenfalls. Die erste Ausgabe ist vor Kurzem zu Ende gegangen, uns haben diese Hörkostproben hier jedenfalls neugierig aufs Wallis gemacht. Schließlich reichen die Alpen bis dorthin, nein, viel weiter. Also auch für uns interessant. Kurz in die andere Richtung geschaut: Auch in Graz klingt es laut. Oder hat es heuer mit dem Grazer Klanglicht. Überall dieses Klingen – unerhört! Wer das laute Battle gegen den Alltag gerade noch fightet, dem sei Sophia Süßmilch (einmal mehr!) empfohlen. Sie hat sich im Francisco Carolinum in Linz gerade das Sanatorium Süßmilch eingerichtet, um genau diesen Kampf im Museum auszufechten. Neugierig gemacht hat uns ihr Posting zu ihrer eigenen Bibliothek, die sie scheinbar ins Museum verpflanzt hat. Wühlt euch hier doch auch einmal durch. Denn manchmal dürfen nur die Buchstaben rauschen – in unserem Newsletter oder in einer Ausstellung.
Jetzt aber wirklich zum Sound, von dem man in der neuen Ausstellung im TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol genug bekommt. „Ich bin anders, weil ich kann das“, das dritte und letzte Kapitel einer Trilogie zum gesellschaftlichen Miteinander, hat sich schon den Titel aus einem Song geklaut. Gerappt haben ihn EsRAP, hört hier. Bei uns kommt er jedenfalls auf die Playlist! Hören (und im Video sehen) kann man ihn auch im Rahmen der Ausstellung. Ebenso wie die beeindruckende Installation „Bow Echo“ von Aziz Hazara, die das ganze gläserne Untergeschoss des Museums einnimmt. Das Pfeifen von fünf Spielzeugtrompeten dringt aber viel weiter. Die fünf Jungs, die die Trompeten im fernen Afghanistan spielen, verschaffen sich Gehör. Weil man neben den Konfliktherden rundherum gerade auch dorthin schauen muss – sogar, wenn es mitunter schwerfällt. „Ich bin anders, weil ich kann das“ will in seiner Gesamtheit zum Erkennen des Anderssein in dem eigenen Selbst anregen. Sind wir nicht alle ein bisschen anders? Das Anderssein spielt jedenfalls in der berührenden Arbeit „The Song“ von Bani Abidi eine Rolle, die ebenso Teil der Ausstellung ist. Das Anderssein wird ein da bedrohlich, fremd – bevor sie Alltag wird. Man muss nur genau hinhören, was alles Lied sein kann. „The Song“ ist übrigens für den Salzburger Kunstverein entstanden und wurde 2022 dort uraufgeführt.
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Pause Ende, jetzt weiterlesen:
Salzburg? Wie klingt es da eigentlich gerade? Nicht nach Festspielzeit jedenfalls. Wir fragen uns, wie klingt die Aktion von Marinella Senatore (und ihre Ausstellung im Museum der Moderne) denn nach? Im Rahmen der Schau zog damals ein bunt zusammengewürfeltes Miteinander tanzend und singend durch die Gassen Salzburgs – und später Münchens. Wir haben auch noch die Bilder der Doppelschau in den beiden Städten im Kopf. Im Salzburger Kunstverein wird mit Noel W Anderson aktuell an einem anderen Thema gewebt. Seine großen Stoffarbeiten befragen den schwarzen Körper und die Konstruktionen und Systeme, mit denen dieser konfrontiert wurde – und wird. Noch bis 26. November ist die Schau zugänglich. Noch früher, schon kommendes Wochenende nämlich, gehen im Kunstverein Rosenheim (ja, wir hopsen weiter) die achten Kunstfilmtage Rosenheim zu Ende. Das Programm – das auch auf die Studierenden der Kunstuni Linz nicht vergisst – seht ihr schon einmal vorab hier. Bock auf Filmschauen? Dann scrollt gleich weiter. Für alle anderen noch Folgendes: Im Kunstmeran südlich des Brenners klingt gerade alles nach neuem Wind. Mit Lucrezia Cippitelli und Simone Frangi hat dort nämlich ein Kurator*innenduo die Programmgestaltung übernommen. Neue Klänge sind ja immer gut. Wir sind gespannt von ihnen zu hören. Und die aktuelle Ausstellung in Meran sehen wir uns demnächst mit euch an.

WHAT'S NEXT?

Ums Rauschen ging es ja schon oben, das „Rauschen der Zeit“ hat Wim Wenders jedenfalls gemeinsam mit Künstler Anselm Kiefer ergründet. So heißt nämlich das neue 3D-Porträt eines großen deutschen Filmemachers über einen großen deutschen Künstler. 3D hat Wenders ja schon in der Fondation Beyeler getestet. Größer als groß ist im neuen Film jedenfalls nicht nur Kiefers Atelier (nice 80 Hektar in Südfrankreich!), sondern auch das Porträt selbst, das ihr aktuell im Kino sehen könnt. Da wäre tatsächlich weniger mehr. Oder was meint ihr?


Weitere Tipps findet ihr wie immer
d
rüben bei Instagram.

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Bildcredits: (1) (c) BfG, Screenshot Instagram, Foto: Studio Peljak (2) 3x c) BfG, Ausstellungsansicht "Ich bin anders, weil ich kann das", TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol, Innsbruck (3) 2x c) BfG, Ausstellungsansicht "Marinella Senatore: We rise by lifting others", Museum der Moderne, Salzburg (4) c) BfG, Screenshot Youtube.

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